Bericht zur Konjunkturlage in den
neuen Bundesländern:
Prognose:
Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark":
(Prognose 4. Quartal 2001)
Weitere Abflachung
Das Handelsblatt-Konjunkturbarometer
für die neuen Bundesländer erholte sich im Oktober erstmals wieder
von 1,4% im Vormonat auf 1,7%.
Gleichwohl bleibt auch im Osten die Konjunktur weiterhin labil (Handelsblatt
v. 01.10.2001)
Das Verarbeitende Gewerbe
An der weltweit prognostizierten Konjunkturflaute kommen auch die neuen Bundesländer
nicht vorbei. Sowohl das ifo-Institut als auch das IWH sprechen von einem sinkenden
Klima bei den Unternehmen. Der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts sank im August
von 102,1 auf 101,4 Punkte. Im gleichen Zeitraum des letzten Jahres lag er noch
bei 105,9 Punkten. Auch die Geschäftserwartungen spiegeln die derzeitige Situation
wider. So bewerten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ihre Möglichkeiten
in der Zukunft schwächer als derzeit. Der Index sank von 83,0 auf 82,7 Punkte.
Insgesamt gehen mehr Unternehmen von einer negativen Entwicklung aus. Die neuen
Länder gehen dahingehend von keiner Änderung aus. Eine Verbesserung der Geschäftslage
könnte laut der ostdeutschen Unternehmen aber durch bessere Preise erzielt werden
(ifo-Konjunkturperspektiven 9/2001).
Auch das IWH spricht anhand ihrer neuesten Umfrage von zunehmender Konjunkturflaute. Nur 26% der befragten Unternehmen sprachen sich für eine gute Geschäftslage aus. Im Mai waren es noch 32%. Die beste Bewertung mit 34% gaben hierbei die Produzenten von Nahrungsmittelgütern ab. Bei den Vorleistungsgütern sind es nur 21%. Hier sprachen 23% sogar von einer eher schlechten Lage. Die Geschäftserwartungen sehen noch pessimistischer aus. Hier bewerten nur 23% aller Industrieunternehmen ihre Aussichten als gut. Fast genauso viele (20%) sprechen von eher schlechten Entwicklungschancen. Besonders betroffen sind klein- und mittelständische Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten. Diese gehen mit 31% von einer eher schlechten Geschäftsentwicklung aus. Für gute Perspektiven plädieren nur 18% (Wirtschaft im Wandel 11/2001). Aus den Auftragsbeständen lässt sich auch kein besseres Bild zeichnen. Diese änderten sich nur schwach. Insgesamt sank im Verarbeitenden Gewerbe der Auftragsbestand im Juni auf eine Reichweite von 3,1 Monaten. Im März waren es noch 3,2 gewesen. Den höchsten Auftragsbestand können die Investitionsgüterproduzenten verzeichnen. Allerdings sank dieser auch hier um 0,1 Monat auf 4,3. Dies ist aber immer noch besser als im gesamten vergangenen Jahr (Monatsbericht des BMF 9/2001). Bitte
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Die Bauwirtschaft
"Die zweite Hälfte des Aufholprozesses ist mit dem Solidarpaket II" gesichert,
gibt sich der Ost - Beauftragte der Bundesregierung, Rolf Schwanitz, betont
optimistisch (Volksstimme v. 25.09.01). Das ist nicht sehr schwierig, geht es
hierbei ja um einen Zeitraum bis 2020. Doch wie wird die Lage in vier bis sechs
Wochen aussehen? Laut einer Vorhersage des ifo-Instituts ist mit einem Rückgang
der Bauinvestitionen "um über 10%" zu rechnen und auch das IWH spricht in seiner
Umfrage von einem "stärkeren Nachfragerückgang als im Vorjahr". In sämtlichen
untersuchten Bereichen bewerten die Bauunternehmen ihre Lage pessimistisch.
So sehen 21% der befragten Unternehmer ihre Aussichten als schlecht an, während
es im Juni 2001 nur 15% waren (Wirtschaft im Wandel, 12/2001).
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Angebotsseitige Faktoren
Die nächsten Lohnverhandlungen werden sich der aktuellen Weltwirtschaftslage
nicht verschließen. Eine Prognose über die zukünftige Lohnentwicklung abzugeben,
erscheint dennoch als schwierig. Fingerspitzengefühl ist von den Tarifvertragsparteien
mehr den je gefragt. Nicht ganz unbeeinflusst von der Bundesregierung werden
die Gewerkschaften zu moderaten Lohnabschlüssen angehalten. So verspricht IG
Metall-Chef Klaus Zwickel eine "Tarifrunde mit Augenmaß" (Handelsblatt, 04.10.01).
Unter dem Hintergrund realer Einkommensrückgänge bleibt abzuwarten, inwiefern
die getroffenen Aussagen bei den anstehenden Tarifverhandlungen 2002 noch Gültigkeit
besitzen. Richtungsweisend könnte der Tarifabschluss der Textilindustrie sein,
wo sich Gewerkschaften und Arbeitgeber auf Lohn- und Gehaltserhöhungen von insgesamt
4,9% einigten (Volksstimme, 15.10.01).
Die größere Unsicherheit der Märkte über die künftige
wirtschaftliche Entwicklung und eine abnehmende Inflationsgefahr in Europa könnten
zu weiteren Zinssenkungen im nächsten Quartal führen. Die Mehrheit der
Analysten erwartet eine Senkung von bis zu 50 Basispunkten. Sollte sich der
Krieg in Afghanistan verschärfen und sich eventuell das Verbrauchervertrauen
weiter verringern, so könnten die Zinsen sogar um 75 Basispunkte gesenkt werden.
Die EZB erwartet selbst, dass in den kommenden Monaten die Inflation in Europa
unter die 2% Marke fallen wird (EZB-Monatsbericht 9/2001). Am langen Ende werden
wohl die Zinsen steigen. Die Zinsexperten der Banken erwarten, dass die Rendite
der 10jährigen Bundesanleihen in den nächsten 6 Monaten auf über 5% steigen
könnte. Derzeit liegt der Zins für die 10jährigen Anleihen bei 4,85%. Als Grund
wird angegeben, dass die Konjunktur, sowohl in den USA als auch in Europa, durch
fiskalische Maßnahmen gestärkt werden soll. Das würde wiederum neue Inflationsrisiken
nach sich ziehen (Handelsblatt, 27.09.01). Jedoch sind diese Prognosen vor dem
derzeitigen weltweiten Hintergrund mit Vorsicht zu genießen. Die Unsicherheit
in den Kapitalmärkten ist weiterhin vorhanden und weitere externe Schocks sind
denkbar.
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Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Jacob, R. (Löhne L+P); Brückmann, B. (Inflation L+P); Schleef, Antje, Schleef, Andreas (VG L+P);
Trombska, D.(Arbeitslosigkeit (L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P); Brattan, M.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau L+P)
L = Lage und P= Prognose
Redaktion:
Bernd Brückmann und Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Internet:
Antje und Andreas SchleefV.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 2187-4823; Fax: 03931 / 2187-4870
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de