Konjunkturteam "Altmark"
Bericht IV/2000 vom 13. Oktober 2000


Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Prognose:

Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark": (Prognose 4. Quartal 2000)

Stabilisierung auf erreichtem Niveau




Handelsblattindikator: Ost-Barometer gesunken (Handelsblatt v. 03.10.2000)


Das Verarbeitende Gewerbe
Aufgrund der anhaltend wachsenden Nachfrage nach Industrieerzeugnissen aus den neuen Ländern, wird weiterhin ein dynamischer Konjunkturverlauf im Verarbeitenden Gewerbe erwartet. Besonders ausgeprägt ist der Optimismus in der Ge- und Verbrauchsgüterindustrie. So stieg die Nachfrage in diesem Sektor für den Zeitraum Juli/August gegenüber den letzten zwei Monaten um 2,2%. Dabei liegt die Nachfrage aus dem Ausland mit +4,2% gegenüber der Nachfrage aus dem Inland (-1,5%) deutlich höher (Juli/Augustwert 2000). Insgesamt bedeutete dies immer noch ein Plus von 0,9% (BMF Pressemitteilung, 06.10.00). Nach den bisher vorliegenden Daten der Monate Juli und August (+11%) kann davon ausgegangen werden, dass es der ostdeutschen Industrie schwer fallen wird, den außerordentlich guten Wert des 2. Quartals (+22%) wieder zu erreichen. Für die kommenden Monate werden die Geschäftsaussichten weiterhin positiv bewertet; besonders der Investitionsgütersektor sieht optimistisch in die Zukunft (IWH, Wirtschaft im Wandel, Monat Juli).

Die Bauwirtschaft
Schlagworte wie "ungebremste Talfahrt" (Volksstimme, 01.09.00) und "drastischer Negativtrend" (Der Prignitzer, 17.08.2000) bestimmen auch in diesem Quartal die Bauprognose. So ist die ostdeutsche Bauproduktion weiterhin abwärts gerichtet. Ein weiterer Rückgang des Bauvolumens ist zu befürchten, wobei über die künftige Entwicklung große Unsicherheit vorherrscht (ifo-Institut 24/2000). Der Ausblick wird von extrem schwachen Produktionserwartungen der Hochbauunternehmen und der Rückführung der Baukapazitäten auf ein langfristig tragbares Niveau untersetzt (Wirtschaft im Wandel, 12/2000). Somit gibt es keine sichtbaren Anzeichen, dass der Produktionseinbruch im Hochbau und hauptsächlich im Wohnungsbau bald aufgefangen wird. Beim Wohnungsbau ist davon auszugehen, dass der Tiefpunkt erst zu einem späteren Datum als 2001 erreicht werden wird. Obwohl eine Modernisierung und Sanierung des Altbaubestandes, die Schließung von Baulücken im innerstädtischen Bereich stattgefunden haben und auch die Versorgung mit Eigenheimen sich noch unter westdeutschem Niveau befindet, ist weiterhin mit einem Nachfragerückgang zu rechnen. Der Wirtschaftsbau dagegen sieht nicht ganz so negativ aus. Eine leicht aufwärtsgerichtete Tendenz der Baugenehmigungen bei den Fabrik- und Werkstattgebäuden sowie Handels- und Lagergebäuden deutet auf eine Abflachung des Abwärtstrends in die-sem Bereich hin. Trotzdem hat auch weiterhin der Wirtschaftsbau mit dem seit 5 Jahren anhaltenden Rückgang der gewerblichen Bauinvestitionen zu kämpfen. Hier wird der in der ersten Hälfte der 90er Jahre entstandene Kapazitätsüberhang nur allmählich abgebaut. Für das 4. Quartal bleibt zu wünschen, dass der ohnehin abwärtsgerichtete Trend im Baugewerbe nicht noch zusätzlich an Dynamik gewinnt.

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Angebotsseitige Faktoren
Ob es zu einem weiteren Zinsschritt durch die EZB im vierten Quartal kommt, ist von einigen Faktoren abhängig. Erstens ist abzuwarten, wie sich die Konjunktur im Euroraum in nächster Zeit entwickelt. Vorindikatoren zeigen bereits an, dass die Konjunktur ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben könnte. Eine Abkühlung der Konjunktur würde dann einen weiteren Zinsschritt in Frage stellen. Als Zweites ist die weitere Preisentwicklung zu beobachten (Vgl. Prognose Inflation). Steigende Inflationsraten könnten die Notenbank zu einer neuerlichen Zinsanhbung animieren. Zum Dritten könnte eine Zinsanhebung der Stärkung des Euro dienen, auch wenn dies die EZB öffentlich ständig dementiert. Auf die Frage nach der Euroschwäche gab Horst Siebert, Mitglied des Sachverständigenrates, in einem Interview mehrere Begründungen an. Er begründete die Schwäche damit, dass sich die EZB an den Märkten erst ihre Reputation aufbauen müsse und das Wachstum in Europa und den USA unterschiedlich hoch sei. Eher auf Unverständnis trafen dabei die Äußerungen des französischen Außenministers Fabius, "dass die Politik eine größere Rolle bei der Definition der Preisstabilität haben müsse", an den Finanzmärkten. Zweideutige Meinungsäußerungen von europäischen Politikern lassen oftmals an der einheitlichen unabhängigen Geldpolitik in Europa zweifeln.

Inwieweit sich die Beitragssätze der Rentenversicherung gemäß der Rentenreform 2000 verändern, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Beitragsbemessungsgrenzen an das Westniveau angepasst werden. Dies erhöht die Sozialabgaben der Höherverdienenden, was deren Nettoeinkommen reduziert und die Arbeitgeber belastet. Das Verfassungsgericht bestätigte die Rechtmäßigkeit der Mindestlöhne für nicht tarifgebundene Beschäftigte des Baugewerbes von 16,28 DM im Osten (Volksstimme, 01.08.00). Seit dem 1. September 2000 werden neue Mindestlöhne für alle Beschäftigte von Bauarbeitgebern verbindlich gezahlt. Sie stiegen von 16,28 DM auf 16,60 DM in den neuen Bundesländern. Gemäß der von Bundesarbeitsminister Riester erlassenen zweiten Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen im Baugewerbe sollen ab September 2001 die Mindeststundenlöhne im Osten nochmals auf dann 16,87 DM und im Westen auf 19,17 DM angehoben werden (Volksstimme, 23.08.00).





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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit L+P); Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation), König, A. ; Schleef, A. (VG L); Wedekind, A.(Löhne L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P);
Brattan, M.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose


Redaktion:

Bernd Bückmann und Wolfgang Patzig
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Am Dom 13, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 794704; Fax: 03931 / 794700
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de