Konjunkturteam "Altmark"
Bericht II/2001 vom 11. April 2001


Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Prognose:

Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark": (Prognose 2. Quartal 2001)

Schwächerer Anstieg




Handelsblattindikator: Seitwärtsbewegung seit Dezember (Handelsblatt v. 02.04.2001)


Das Verarbeitende Gewerbe
Die allgemeine Abschwächung der Konjunktur, vor allem im Inland, dürfte dazu führen, dass die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe der Neuen Bundesländer einen "Gang" zurückschalten müssen. So übersteigt der vorläufige Auftragsindex (Volumenindex) aus dem Inland im Monat Februar den Vorjahreswert nur noch um 1,1%. Dabei stieg der Januarwert noch um 14,4% (Statistisches Bundesamt, nicht saisonbereinigt). Für die Produzenten von Vorleistungsgütern fällt der Rückgang am stärksten aus und lag im Februar bei minus 0,5% gegenüber dem Vorjahr (Januarwert plus 14,4%). Der jeweilige Volumenindex ging für Investitionsgüter um 3,2%, für Gebrauchsgüter um 2,9% bzw. für Verbrauchsgüter um 3,5% zurück. Besonders die Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten im Investitionsgütersektor sehen aufgrund ihrer zukünftigen Umsatzerwartungen eine deutliche Festigung der Beschäftigtenzahlen (IWH, Wirtschaft im Wandel 3/2001). Jedoch muss zwischen den Auftragseingängen aus dem Inland und dem des Auslands klar unterschieden werden.

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Denn trotz der Konjunkturabkühlung in den Vereinigten Staaten nahmen die Auftragsein-gänge für das VG der Neuen Bundesländer um weitere 41,2% (Februar 2001) gegenüber dem Vorjahr zu. Ein Monat zuvor, im Januar diesen Jahres, fiel der Anstieg mit 48,2% noch geringfügig höher aus. Unter diesem Gesichtspunkt könnte von den ausländischen Auftragseingängen weiterhin eine Belebung auf das VG der Neuen Bundesländer ausgehen. .

Die Bauwirtschaft
Der Sommer ist in Sicht und man könnte eigentlich davon ausgehen, dass sich nun die Prognose leicht verbessern würde. Und wirklich sehen die Unternehmer in allen Sektoren des Baus ihre Lage "etwas optimistischer" für die kommenden Monate (Wirtschaft im Wandel, 4/2001). So waren es bei der Februar - Umfrage nur noch 20% der befragten Unternehmer im Tiefbau, die ihre Lage als "schlecht" einschätzten, gegenüber 26% im Dezember 2000. Auch beim Hochbau beurteilten nur 21% der Unternehmen ihre Geschäftsaussichten mit "schlecht", während es im Dezember 2000 noch 23% waren. Selbstverständlich gibt es auch hier ein "aber...". Besonders durch das nachlassende Interesse im Wohnungsneubau und dem schwachen öffentlichen Hochbau werden die Erwartungen getrübt. Ebenso erkennt man im Tief- und Ausbaubereich einen ungünstigen Trend. Diese Sicht wird durch einen Vergleich der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe verstärkt. Lag der Index im Januar 2000 noch bei 65,8 Punkten (1995=100), so waren es im Januar 2001 nur noch 49,9. Auch preisbereinigt sehen die Werte für Ostdeutschland nicht besser aus. Im Januar 2000 betrug das Auftragsvolumen mit 72,1 (1995=100) rund 25% mehr als im Januar 2001 mit nur noch 55,3 (Deutsche Bundesbank, 21.03.01). Doch kann man davon ausgehen, dass der seit ca. 5 Jahren anhaltende negative Kurs sich demnächst relativieren wird. Die Hoffnungen, insbesondere für den Wirtschaftsbau, nähren sich aus dem Finanzzuschüssen des Bundes für die Deutsche Bahn AG, die einen Ausbau und die Modernisierung des Streckennetzes plant. Auch im Kommunikations- und Informationssektor geht man von Bauaktivitäten aus, hier vor allem aufgrund der starken Expansion des Verarbeitenden Gewerbes in den zurückliegenden Jahren. Selbst aber die Zinsersparnisse der UMTS - Erlöse, die verstärkte Aktivitäten vom Bund erwarten lassen, können nicht die anhaltenden Rückgänge im Wohnungsbau und den übrigen Nachfragebereichen verbergen (Wirtschaft im Wandel, 4/2001).

Angebotsseitige Faktoren
Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Banken und Versicherungen begannen am 4. April 2001. Eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 5,5% soll von DAG und HBV aufgrund der guten Branchenlage durchgesetzt werden (Financial Times, 15.03.01). Bevor im Bundesrat im Rahmen der Rentenreform das Gesetz für die kapitalgedeckte Altersvorsorge zur Verabschiedung ansteht, agiert bereits die Bauwirtschaft. Beschäftigten der Baubranche wird es rechtlich erstmals ermöglicht, unter finanzieller Beteiligung des Arbeitgebers eine ergänzende Altersvorsorge aufzubauen. Sie soll ab dem Jahre 2002 dann vom Staat gefördert werden. Damit soll der Rückgang des gesetzlichen Rentenniveaus um insgesamt 10% bis zum Jahr 2030 ausgeglichen werden. Ab 1. April 2001 können die Beschäftigten des ostdeutschen Bauhauptgewerbes monatlich 26 DM als Zusatzrentenbeitrag zum Aufbau einer Zusatzvorsorge ansparen. Die Mittel sind in alle Formen der betrieblichen Altersvorsorge einbezahlbar (Handelsblatt, 30./ 31.03.01).
An den Kapitalmärkten ist es bereits eine beschlossene Sache, dass die EZB ihre Zinsen senken wird. Nur der Zeitpunkt und die Höhe der Senkungen ist nach wie vor unklar. Über die Höhe besteht der derzeitige Konsens, dass bis zum Sommer Senkungen von insgesamt 50 Basispunkten vorgenommen werden dürften. Angesichts der derzeitigen ungewissen Konjunkturlage, vor allem in Deutschland, werden vermehrt Senkungen bis zu einem Prozentpunkt gefordert. Dabei sind die Zinssenkungen keineswegs so klar, wie einige Marktteilnehmer derzeit annehmen. Zum einen ist die Inflation weiter über der 2% Marke und ein M3 Geldmengenwachstum oberhalb von 4,5% ist möglicherweise nicht wachstumshemmend. Zu bedenken sei auch, das die Geldpolitik sich an Europa ausrichtet und keineswegs an Deutschland. Europas übrige Volkswirtschaften wachsen weiterhin über ihre langfristigen Potentiale (Financial Times, 19.03.01). Daher ist mit einer schnellen Zinssenkung seitens der EZB auch nicht zu rechnen. Diese wird möglicherweise erst dann erfolgen, wenn die Inflation unterhalb der 2% Marke fällt. Die EZB hat bereist mitgeteilt, dass die mittelfristigen Preisrisiken überschaubar wären. Zudem betont sie, dass die im Moment geübte Lohnzurückhaltung fortgesetzt werden sollte (EZB-Monatsbericht, März 2001). Aus diesen Gründen sind wir der Meinung, dass die EZB erst dann die Zinsen senken dürfte, wenn die Inflation unter die 2%-Marke fällt. Dann könnten 50 Basispunkte im Bereich des Möglichen sein, zumal sich die Kerninflationsrate bereits heute unter 2% bewegt.





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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der FH Magdeburg - Stendal:
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit L+P); Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation L+P), König, A. ; Schleef, A. (VG L); Wedekind, A.(Löhne L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P);
Brattan, M.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose


Redaktion:

Bernd Bückmann und Wolfgang Patzig


Internet:

Antje Schleef und Andreas König
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
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