Konjunkturteam "Altmark"
Bericht II/2000 vom 17. April 2000


Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Prognose:

Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark": (Prognose 2. Quartal 2000)

Überraschende Entwicklung

Tatsächliche und prognostizierte Werte des Indexes der Nettoproduktion in den neuen Bundesländern





Das Verarbeitende Gewerbe
Auch die Lage der Auftragseingänge spiegelt eine ausgezeichnete konjunkturelle Entwicklung wieder. So stiegen die Aufträge im Februar um 21,9% gegenüber dem Vorjahresmonat (Statistisches Bundesamt). Zum Januar wurden 10,2% mehr Auftragseingänge gemeldet. In den Monaten zuvor war noch eine rückläufige Auftragslage zu beobachten (Statistisches Bundesamt, saisonbereinigt). Auch im Auslandsgeschäft gewinnt der Osten an Bedeutung.

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Die Auftragseingänge im Februar stiegen um 29% gegenüber dem Vorjahresmonat (vgl. Graphik). Nachdem die Auftragszahlen in den letzten Monaten noch sanken, konnte im Februar wieder ein saisonbereinigter Anstieg von 15,7% erzielt werden. Diese mehr als positiv zu bezeichnende Entwicklung spiegelt sich auch im aktuellen ifo Geschäftsklimaindex wieder. Der Indexwert stieg von 104,9 Punkten im Januar auf 107,8 Punkte im Februar. Dies stellt die höchste Bewertung seit Juli 1998 dar (ifo Geschäftsklimaindex der gewerbliche Wirtschaft Ostdeutschland - Berichtsmonat Februar 2000). Auch das IWH stützt mit seinen Umfragen die optimistischen Aussichten. Die Geschäftslage wurde zwar im Januar genauso beurteilt wie vor einem Jahr, die Geschäftsaussichten allerdings wesentlich besser (Wirtschaft im Wandel 3/2000). Betrug der Saldo im Januar des Vorjahrs 43 und im November 46, so liegt er im Januar 2000 bei 62. Am optimistischsten sind die Produzenten von Vorleistungs- und Investitionsgütern eingestellt.

Die Bauwirtschaft
Die Experten sind sich einig: Auch für die kommenden Monate ist keine Besserung in der ostdeutschen Bauindustrie zu erwarten. Im Gegenteil, die Situation hat sich nicht nur verschlechtert, der Negativtrend wird sich auch noch "dramatisch beschleunigen", so der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Ignatz Walter (Der Prignitzer 01.02.00). Die Umfragen des ifo-Institutes und des DIHT ergeben ähnliche Tendenzen. Ihren Erwartungen gemäß muss man mit einem weiteren Mitarbeiterabbau und starkem Preisdruck rechnen.

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Von Seiten des Institutes der deutschen Wirtschaft prognostiziert man einen Verlust von 25.000 Stellen (Volksstimme, 15.02.00). Besonders im Tiefbau setzt sich die Tendenz der unzureichenden Auftragsbestände und dem ansteigenden Preisdruck fort, und selbst im Fertigteilhochbau hat sich der Optimismus nicht durchsetzen können. Hier geht man jedoch eher von stabilen Preisen aus. Ein "Ende der Krise" auf dem Bau zeichnet sich nicht ab (FAZ, 29.03.00) und auch das Bundesministerium teilte mit (Pressemitteilung, 27.03.00), dass die &Üuml;berkapazitäten weiterhin abgebaut werden und sich die Reduzierung des Produktionsvolumens unvermindert fortsetzt. Einen Ausweg aus dieser "problematischen Lage" sieht der Hauptverband der deutschen Bauindustrie jedoch in einem stärkeren Engagement im Ausland, vor allem in Polen (Der Prignitzer 16.02.00). Nach den Erhebungen des ifo-Instituts hat sich die Beurteilung der Geschäftslage weiter verschlechtert. Die Erwartungen steigen leicht an, verharren aber weiterhin im negativen Bereich. Nach der Befragung des IWH trübt sich die Geschäftslage im ostdeutschen Baugewerbe im Vergleich zum Vorjahr weiterhin leicht ein, die Geschäftserwartungen verdunkeln sich (Wirtschaft im Wandel 4/2000).

Angebotsseitige Faktoren
Laut IG-Bau-Landeschef Andreas Steppuhn erhalten in Sachsen-Anhalt 10 Prozent der Beschäftigten in der Baubranche weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Die Tarifverhandlungen scheinen in ein ruhigeres Fahrwasser zu gelangen. Nachdem die sächsischen Metallarbeitgeber sogar mit der Selbstauflösung des Verbandes drohten (FAZ, 7.4.00), einigte man sich auf 3% für 2000 und 2,1% für 2001. Somit liegt das Tariflohnniveau auf westdeutscher Höhe, effektiv allerdings bei etwa 81% (Volksstimme, 12.4.00), was unter anderem an der um drei Stunden längeren Wochenarbeitszeit liegt. In den nächsten zwei Jahren werden sich die Entgelte für die Beschäftigten der ostdeutschen Chemieindustrie auf 84,2 Prozent des Westniveaus angleichen. Somit erhöhen sich die Bezüge um insgesamt 5,6 Prozent (Volksstimme, 03.04.00). Da die Laufzeiten der Tarifverträge überwiegend zwei Jahre betragen, sind Neuanstellungen für die Unternehmen planbarer geworden. Allein in der Bauwirtschaft und beim Öffentlichen Dienst gehen die Verhandlungen weiter. Nachdem sich die ostdeutschen Bauleute 1999 mit einer Nullrunde begnügt hatten, werden die Verhandlungen mit den - von weiteren Nachfragerückgängen betroffenen - Arbeitgebern schwierig werden. Dies dürfte auch für den Öffentlichen Dienst zutreffen, der bislang 86,5% des Westtarifs zahlt (Volksstimme, 06.04.00). In der Industrie dürften bei steigenden Auftragseingängen die Lohnstückkosten tendenziell eher etwas fallen, so dass sich die Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Andererseits werden die Lohnunterschiede möglicherweise zu einer Abwanderung junger, hochqualifizierter und mobiler Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen führen. Mangelndes Fachpersonal wird immer häufiger beklagt. Hier wird nur eine Lohnspreizung helfen.

Die Leitzinsen im Euroraum werden unserer Ansicht nach im Gleichschritt mit den Zinsschritten der amerikanischen Notenbank steigen. Von Alan Greenspan ist bekannt, dass er die amerikanische Konjunktur bremsen (softlanding) will, zumal die letzten Quartale ein sehr hohes Wachstum verzeichneten. Daher wird er den Geldhahn weiter zudrehen. Die EZB betonte am 13. April, dass sie der Entwicklung des Euro`s eine stärkere Beachtung schenken wird. Begründet wurde dies mit dem Anstieg der in US-Dollar notierenden Rohstoffpreise, die höhere Inflationsraten in Europa erwarten läßt. Aufgrund gestiegener amerikanischer Zinsen und des starken Dollars könnte der nächste Zinsschritt der EZB erfolgen. Wobei die Frage gestellt werden darf, ob die Wechselkursentwicklung durch Zinsen langfristig beeinflussbar ist. Dagegen könnte eine kräftige Konjunkturbelebung dem Euro auf die Sprünge helfen. Viel Spielraum hat die EZB nicht und die Kritik über ihre Politik wächst.





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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit P); Schrader, A.;Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation), König, A. ; Schleef, A. (VG L); Wedekind, A.(Löhne); Patzig, W.(Wachstum);
Brattan, M.(Zins); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose


Redaktion:

Bernd Bückmann, Alexandra Kreusch und Wolfgang Patzig
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Fachhochschule Magdeburg - Stendal;
Am Dom 13, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 794704; Fax: 03931 / 794700
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