Konjunkturteam "Altmark"
Bericht II/2000 vom 17.April 2000
Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:
Lageanalyse 1. Quartal 2000:
Datenlage
Aktuelle Daten zur Lage der Neuen Bundesländer: | Inflationsrate*
(Lebenshaltung aller priv. Haushalte) |
Arbeitslosenquote (Erwerbspersonen insg.)
(nicht saisonbereinigt) |
Wachstumsrate des realen BIP*
in Preisen v. 1991 (saisonbereinigt) |
Saldo der Leistungsbilanz
(in Mrd. DM)1) (Gesamtdeutschland)) |
Zinssatz
(Umlaufsrendite) (Gesamtdeutschland) |
1992 | 13,5 % | 14,5% | 7,8 % | -22,9 | 8,1 % |
1993 | 10,5 % | 15,1 % | 8,9 % | -16,1 | 6,4 % |
1994 | 3,7 % | 15,2 % | 9,8 % | -38,8 | 6,7 % |
1995 | 2,1 % | 14,0 % | 5,3 % | -29,7 | 6,5 % |
1996 | 2,2 % | 15,7 % | 1,9 % | -11,9 | 5,6 % |
1997 | 2,1 % | 18,1 % | 1,6 % | -4,8 | 5,1 % |
1998 | 1,2 % | 18,2 % | 2,1 % | -8,0 | 4,5 % |
1999 | 0,4 % | 17,6 % | 0,9 % 5) | -38,4 | 4,3 % |
1. Quartal 1999 | 0,2 % | 18,8 % | -9,8 | 3,7 % | |
2. Quartal 1999 | 0,4 % | 17,0 % | +1,0 | 3,8 % | |
3. Quartal 1999 | 0,4 % | 17,4 % | -17,8 | 4,7 % | |
4. Quartal 1999 | 0,6 % | 17,2 % | -11,7 | 5,1 % | |
1. Quartal 2000 | 1,5 %2) | 19,1 %3) | |||
Januar 2000 | 1,3 % | 19,1 % | -15,5 4) | 5,4 % | |
Februar 2000 | 1,5 % | 19,3 % | +1,7 4) | 5,4 % | |
März 2000 | 1,6 %2) | 18,9 %3) |
Quelle: Deutsche Bundesbank Monatsberichte + saisonbereinigte
Wirtschaftszahlen und eigene Berechnungen * Veränderung gegenüber
Vorjahreszeitraum
1)Im Rahmen der Revision
der Leistungsbilanzdaten von 1999 wurden methodische Änderungen vorgenommen
2)Statistisches
Bundesamt Pressemitteilung v.13.04.2000
3) Bundesanstalt für
Arbeit Pressemitteilung v. 05.04.20004) Statistisches Bundesamt
Pressemitteilung v. 12.04.2000
5)0,9 % mit Berlin und 1,2 % ohne Berlin
Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt Pressemitteilung v. 17.02.00
Sie stiegen mit einer zweistelligen Rate und legten zum Vorjahr um 10,9% zu. Wiederum waren Ölerzeugnisse die preistreibende Kraft. Gleiches ist für die Großhandelspreise zu sagen, die im Februar um 5,7% zulegten (Statistisches Bundesamt, 16.03.2000). Dies war ihr stärkster Anstieg seit September 1989. Neben den Ölerzeugnissen waren es besonders die Nichteisenmetalle, die zum deutlichen Preisanstieg beitrugen. Gerade ihre Entwicklung könnte auf eine gestiegene Nachfrage zurückzuführen sein, die ihrerseits einen konjunkturellen Aufschwung ankündigen könnte. Zum Abschluß gilt den Erzeugerpreisen für gewerbliche Produkte unsere Aufmerksamkeit. Sie sind im Februar um 2,4% gegenüber dem Vorjahr gestiegen (Statistisches Bundesamt, 23.03.2000). Ein Anstieg dieser Größenordnung wurde zuletzt im März 1992 erreicht. Die gemeldeten Zuwächse für Mineralöl- und Gasprodukte waren beachtlich und lagen deutlich über der 100% Marke. Somit ist im ersten Quartal ein stärkerer Preisanstieg bei allen Indizes gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, was das Ende der "Niedriginflationsphase" bedeuten könnte.Bitte anklicken!
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Monat März (vgl. auch Datenlage) ist in einem engen Zusammenhang zum Monat Dezember zu sehen. Dort hatte entgegen des sonstigen Verlaufes ein starker Rückgang der Arbeitslosigkeit stattgefunden, welcher sich nun im März wieder angleicht. Über den Zeitraum November bis März hat die Arbeitslosigkeit aufgrund arbeitspolitischer Maßnahmen monatlich um 9.000 abgenommen. Dabei kann von einer konjunkturellen Besserung noch keine Rede sein. Die Arbeitskräftenachfrage ging im Osten im Vergleich zum Vorjahr zurück. Eine große Rolle spielte dabei die im Vergleich zum Vorjahr gesunkene Anzahl an beschäftigungsschaffenden Maßnahmen (BSM). Die Anzahl an ABM-Stellen hat sich verringert. Durch die rückläufigen Stellenmeldungen haben sich auch die Arbeitsvermittlungen verringert. Der positive Trend im Verarbeitenden Gewerbe setzt sich auch weiterhin fort und der Aufschwung verläuft besonders dynamisch, so dass der Wirtschaftszweig an Beschäftigten zugelegt hat (vgl. Verarbeitendes Gewerbe). Leider ist die gesamtwirtschaftliche Gewichtung des Sektors zu gering, um die Verluste am Bau (vgl. Bauwirtschaft) und im öffentlichen Dienst aufzuwiegen. Die Zahl der Erwerbstätigen ist nicht gestiegen. Sie liegt auch weiterhin unter dem Vorjahresstand (um 124.000). Das ist eine Folge des deutlichen Rückgangs der BSM. Die Zugänge in die Arbeitslosigkeit waren im März geringer als im Vorjahr, was auch für die Zugänge aus der Erwerbstätigkeit zutraf. Die Abgänge aus der Arbeitslosigkeit waren niedrig. Damit spiegelt sich auch der schwache Abbau saisonaler Arbeitslosigkeit wieder. Insbesondere sind die Abgänge in Erwerbstätigkeit schwach, da die finanziellen Hilfen der Arbeitsämter im Vergleich zum Vorjahr geringer ausfielen.Bitte anklicken!
Verarbeitendes Gewerbe
Das Verarbeitende Gewerbe konnte im Februar seine Produktion gegenüber Januar saisonbereinigt um 5,2% ausweiten, nachdem
der Januar den Dezember schon um 4% übertraf.
Im einzelnen erreichten die Gebrauchsgüterproduzenten mit 11,9% die höchsten Wachstumsraten, gefolgt von
Investitionsgüterproduzenten mit 7,3% und den Vorleistungsgüterproduzenten mit 6,3% (ohne Bergbau, Gewinnung v.
Steinen u. Erden). Nur die Produktion von Verbrauchsgütern zeigte eine anhaltende Stagnation. So fiel die Produktion
im Januar um 0,1% und im Februar sogar um 2,9% gegenüber dem jeweiligen Vormonat. (Statistisches Bundesamt,
Saisonbereinigt durch Deutsche Bundesbank) Verglichen mit den Vorjahresmonaten ist ein beschleunigtes Wachstum der
Produktion des Verarbeitenden Gewerbes zu erkennen. So stieg sie im Februar um 19%, nach 10,3% im Januar und 15% im
Dezember. (arbeitstäglich bereinigte Zahlen des Statistischen Bundesamtes) Der Index der Produktion erreichte so mühelos
einen absoluten Spitzenwert (s. Schaubild). Deutlich wird diese Entwicklung auch, wenn man die letzten drei Monate, für
die Daten (Nov. 99 - Jan. 00) vorliegen, mit den Vorjahresmonaten vergleicht. Der Umsatz ist - wie im Westen - um 12%
(Jan.: 11,2%) gewachsen, der Auslandsumsatz um über 15%. Der Anteil des Auslandsumsatzes liegt bei fast 20% (Jan.: 20,9%).
Dies schlägt sich in einem Wachstum der Beschäftigung von über 2% (Jan.: 2,4%) wie auch der Arbeitsstunden von fast
5% (Jan.: 5,1%) nieder.
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Die Bauwirtschaft
Das Geschäftsklima in der Bauwirtschaft bewegt sich zu Beginn des neuen Jahres im frostigen Bereich. 40% der
Bauunternehmen beurteilen ihre derzeitige Lage als "eher schlecht", ein Zehntel als "schlecht". Damit sind die
Erwartungen für das Jahr 2000 pessimistisch (Handelsblatt, 29.01.00). Die Lage im Wohnungsbau ist desolat, so kam
beispielsweise der Neubau von Mehrfamilienhäusern praktisch zum Erliegen (FAZ, 09.03.00). Auch im öffentlichen Bau
und im Wirtschaftsbau setzt sich die Rezession fort. Die Auftragsbestände waren zu Jahresbeginn extrem niedrig und
die Reichweite der Auftragsreserven verkürzte sich auf 1,8 Monate, womit das Vorjahresniveau noch unterschritten wurde.
Ein Abbau der Überkapazitäten, die auf ca. 20% geschätzt werden (Handelsblatt, 29.01.2000), sei angesichts des
Nachfragerückgangs immer dringender, so der Präsident des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie Ignaz Walter. Laut
Statistischem Bundesamt lag die Baunachfrage im März diesen Jahres um 9,1% unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Somit
ist auch der weitere Personalabbau nicht verwunderlich. Ende Januar 2000 waren nur noch 301.000 Personen im Hoch- und
Tiefbau beschäftigt. Das sind 14.000 bzw. 4,5% weniger als zur selben Zeit im Vorjahr (Statistisches Bundesamt, 20.03.00).
Der Gesamtumsatz des Bauhauptgewerbes fiel um 2,2% auf 2,3 Mrd. DM (Prignitzer, 21.03.2000) und der Preiskampf hat sich
im Vergleich zum Vorjahr weiter verhärtet. Zündstoff bietet auch weiterhin die Sanierung des Phillipp Holzmann Konzerns.
Laut Ignaz Walter handle es sich um eine inakzeptable Sonderbehandlung. So würde das Unternehmen nach der geplanten
Sanierung beispielsweise um 20% billiger sein als die Wettbewerber. Auch müsse die Flexibilisierung der Arbeitszeiten
allen zugute kommen. Kritikpunkt ist vor allem auch die Lohnverzichtklausel, die den Beschäftigten ab dem Februar
2000 fünf Überstunden pro Woche für die nächsten 18 Monate vorschreibt. Belohnung soll eine Beteiligung am
Unternehmenserfolg sein.
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Angebotsseitige
Faktoren
In den neuen Ländern stiegen zwischen Oktober 1998 bis Oktober 1999 die Bruttomonatsverdienste vollbeschäftigter
Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe insgesamt um 3,2 Prozent auf 3.975 DM, in den alten Ländern auf 5.441 DM.
Die Löhne der Arbeiter erhöhten sich um 3,2 Prozent auf 3.529 DM , die Gehälter der Angestellten um 2,8 Prozent auf
5.078 DM. Eine andere Lage ist im Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe zu verzeichnen. Hier stiegen die Gehälter
ostdeutscher Angestellter um 3,6 Prozent auf durchschnittlich 3.848 DM (Statistisches Bundesamt, 21.02.00). Für
Beschäftigte im Sektor Handel, Banken und Versicherungen werden die Gehälter zum 1. August 2000 um 1,5 Prozent erhöht.
Eine Einmalzahlung von 400 DM erfolgte im März (Volksstimme, 26.01.00). Während die IG-Bau eine Einkommenserhöhung von
4,8 Prozent fordert, hält die Deutsche Angestellten Gewerkschaft eine 4,5 prozentige Lohnanhebung für realisierbar
(Handelsblatt, 31.01.00).
Im vergangenen Quartal hat die EZB die Zinsen gleich zweimal erhöht. Der 14-tägige Mengentender liegt nun bei 3,5%. Der
Zins für die Einlagefazilität beträgt 2,5% und der Spitzenrefinanzierungssatz liegt nun bei 4,5%. Als Begründung wurde
angegeben, dass auf die Gefahren einer fortschreitenden Inflation reagiert werden musste. Die besagten Gefahren sind
durchaus vorhanden (vgl. Inflation), doch muß sich die EZB die Kritik gefallen lassen, dass sie sich zu stark am Außenwert
des Euro's orientiert hat. Dabei ergibt sich die Gefahr, dass sie der Konjunktur einen Dämpfer verpasst haben könnte, da
sich die Finanzierungskosten verteuerten. Eine weitere Zielgröße der Geldpolitik - zur ohnehin schon umstrittenen
Strategie der EZB - wäre kaum nachvollziehbar. Der Euro war im Berichtszeitraum weiterhin schwach zum Dollar und ist
unter 1 $/EURO gefallen. Seitdem werden die Vorzüge und die langfristig guten Aussichten des Euro's, seitens der EZB
und der Politik, gebetsmühlenartig wiederholt. Die Umlaufrendite ist stabil mit einem leichten Trend nach unten und
liegt zurzeit um die 5,15%.
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Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit P); Schrader, A.;Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation), König, A. ; Schleef, A. (VG L); Wedekind, A.(Löhne); Patzig, W.(Wachstum);
Brattan, M.(Zins); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose
Redaktion:
Bernd Bückmann, Alexandra Kreusch und Wolfgang PatzigV.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Fachhochschule Magdeburg - Stendal;
Am Dom 13, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 794704; Fax: 03931 / 794700
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de