Konjunkturteam "Altmark"
Bericht III/2002 vom 18. Juli 2002

Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Prognose:

Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark": (Prognose 3. Quartal 2002)

Leichte Erholung




Handelsblatt-Konjunkturbarometer Ost (Stand Juli 2002): Ostbarometer hat sich im Juli leicht von 0,5% auf 0,6% erholt.


Das Verarbeitende Gewerbe
Die zukünftige konjunkturelle Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes wird zunehmend von der weltweiten Nachfrageentwicklung geprägt. Der Anteil der Auslandsumsätze an den gesamten Umsätzen hat mittlerweile 24% (1996 noch etwa 12%) erreicht. Die Abhängigkeit von der Auslandsnachfrage (Nachfrage von außerhalb der Bundesrepublik) wird also größer. Betrachtet man die Auftragseingänge, die Auskunft über kurzfristige Tendenzen geben, kann man für die letzten fünf Monate im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Steigerung von nominell 2% (Werte) und real 3% (Volumen) feststellen. Während die Inlandsnachfrage mit -2,8% mehr als lahmt, stieg die Auslandsnachfrage ebenfalls real um 12,6%. Die aktuelle Befragung des IW Halle (Wirtschaft im Wandel 9/2002) zeigt, dass die Geschäftslage im Mai 02 (Index = 32) zwar besser als im März 02 (26), aber wesentlich schlechter als im Mai 01 (53) eingeschätzt wird. Ähnliches gilt für die Erwartungen: Mai 02 (40); März 02 (39) und Mai 01 (56). Zu entsprechenden Ergebnissen kommt das ifo-Institut (Ifo Konjunkturperspektiven 6 / 2002) in seiner Juni-Befragung: Die Kapazitätsauslastung ist auch im ersten Quartal 02 (seit dem Höchststand im 2. Quartal 2000) weiter gesunken. Die Geschäftslage wird nach wie vor negativ eingeschätzt. Die Erwartungen haben nach ihren Tiefstständen im September und November (-30) wieder positive Werte (Mai +15, Juni + 10) erreicht.

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Diese zuversichtlicheren Erwartungen regten auch die Produktionsplanung an. Wie schon bei den Auftragseingängen deutlich geworden, rechnen die Unternehmen mit weiteren Preisrückgängen. Die Analyse zeigt, dass die Lage im VG nicht erfreulich ist, die Unternehmen aber dennoch zuversichtlich in die Zukunft sehen.



Die Bauwirtschaft
Bei der letzten Konjunkturumfrage der HWK Halle für das 2. Quartal 2002 gingen 48% der befragten Unternehmen davon aus, dass sich die Geschäftslage im Bauhauptgewerbe gleichbleibend gestalten wird. Im Ausbaugewerbe stuften 46% der Unternehmen ihre Erwartungen als sehr niedrig ein, und nur 13% meinten, die Lage würde sich verbessern. Auch der Auftragsbestand in beiden Branchen wurde mit 33% als sinkend und im Ausbaugewerbe von nur 22% als steigend eingeschätzt (Konjunkturumfrage HWK Halle). Positiv zu vermerken ist allerdings, dass noch vor 6 Monaten 42% der vom ifo-Institut befragten Unternehmen davon ausgingen, das sich der Personalabbau weiterhin fortsetzten würde, wohingegen im Juni "nur" 29% der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen davon ausgingen, dass mehr Leute entlassen werden müssen.

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Positive Meldungen kommen vom Tiefbau, wo sich der Himmel weiter "aufhellen" soll. Besonders der Straßenbau verbreitet hier Optimismus. Der Auftragsbestand wurde im vergangenen Jahr von 51% und nun im Juni von 44% der befragten Unternehmen als hinderlich eingestuft; die Auslastung der Maschinen ist mit 66% auch mit steigenden Erwartungen verbunden. Die Auftragsbestände können ebenfalls mit einer Reichweite von 2,1 Monaten sowohl im Straßen- als auch im Tiefbau eine positive Tendenzen aufzeigen (ifo-Konjunkturperspektiven 06/2002).

Angebotsseitige Faktoren
Geht man die jüngsten Tariflohnabschlüsse durch, gelten die Erhöhungen mit kleinen Unterschieden für Ost und West gemeinsam: Bau in etwa 3,2%, Chemie 3,3%, Druck 3,4% und Papier 3,4%. Insofern wird sich auch im internationalen Vergleich kaum etwas an der Stellung der beiden Gebiete bezüglich der Arbeitskosten ändern. Wie das IW Köln berichtet (iw-trends 2/2002) liegt Westdeutschland bezüglich der Arbeitskosten - zumindest im Verarbeitenden Gewerbe - auf Platz 1. Mit 26,16€ nimmt der Westen den Spitzenplatz unter 20 Industriestaaten ein. Ostdeutschland rangiert mit 16,86€ auf dem 15. Platz. Wie sich die Tariflohnerhöhungen in Ostdeutschland tatsächlich auswirken, lässt sich bei sinkender Tarifbindung nur schwer abschätzen. 1999 hatten 43% der Beschäftigten keinen Tarifvertrag, 74% der Betriebe unterliegen im Osten keiner Tarifbindung. Die Zahl der Beschäftigten, die keinem Tarifvertrag hatten, nahm 2000 auf 45% zu (DGB Einblick). Frau B. Laschke vom IW Halle kommt nach einer Befragung ostdeutscher Industrieunternehmen zu dem Ergebnis, dass 2001 33% der Unternehmen (nach 32% in 2000) einem Flächentarifvertrag angehören. Der Anteil der Unternehmen ohne Tarifvertrag sank von 49% auf 35%. Interessant ist die Erhöhung des Anteils der Firmen mit Haus- oder Firmenvertrag von 19% (2000) auf 32% im Jahr 2001.

Eine Zinserhöhung durch die EZB in diesem Jahr halten Analysten für sicher. Obwohl sich die Verbraucherpreise im letzten Monat positiv entwickelt haben, gehen Experten und der EZB-Rat davon aus, dass die durchschnittlichen Inflationserwartungen für dieses Jahr bei 2,2% liegen und damit über der EZB-Definition von Preisstabilität. Grund für diese Einschätzung ist das hohe Wachstum der Geldmenge M3. Mit Besorgnis reagierte die EZB auf die hohen Tarifabschlüsse vor allem in Deutschland, denn damit erhöht sich ihrer Meinung nach der Inflationsdruck.

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Über die Auswirkungen der Eurokursentwicklung sind Experten geteilter Meinung. Der Wirtschaftsweise Bert Rürup sagte im einem Reuters - Interview, dass bis zu einem Kurs von 1,10 US-$ der Euro "kein Konjunkturkiller" sein wird (Handelsblatt, 01.07.02). Wolfgang Wiegard, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, hält eine Beschleunigung der Dollarabwertung hingegen für den zum Jahresende erwarteten Aufschwung für gefährlich (Handelsblatt, 01.07.02). Äußerungen von amerikanischen und englischen Politikern zu einem möglichen Angriff gegen den Irak stärken die Erwartungen auf einen steigenden Rohölpreis und damit zu einer steigenden Inflationsgefahr. Die derzeitigen Aussichten deuten daher auf eine Zinserhöhung zum Quartalsende hin an.





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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Jacob, R. (Löhne L+P); Brückmann, B. (Inflation L+P); Schleef, Andreas (VG L+P);
Trombska, D.(Arbeitslosigkeit L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P); Röbbig, A.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau L+P)
L = Lage und P= Prognose

 


Redaktion:

Bernd Brückmann und Prof. Dr. Wolfgang Patzig


Internet:

Antje und Andreas Schleef
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 2187-4823; Fax: 03931 / 2187-4870
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