Bericht zur Konjunkturlage in den
neuen Bundesländern:
Prognose:
Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark":
(Prognose 3. Quartal 2001)
Weitere Abflachung
Handelsblattindikator: Seitwärtsbewegung
seit Dezember (Handelsblatt v. 03.07.2001)
Das Verarbeitende Gewerbe
Zum Anfang des zweiten Quartals 2001 kann die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe
weiterhin als gut bezeichnet werden, auch wenn erste Anzeichen einer Konjunkturabkühlung
nicht übersehen werden sollten. Die vom IWH im Monat Mai vorgenommene Umfrage
der 300 größten ostdeutschen Unternehmen zur Geschäftslage ergab folgende Aussagen
(IWH Wirtschaft im Wandel 9/2001): Am positivsten bewerten demnach die Produzenten
von Ge- und Verbrauchsgütern ihre zukünftige Geschäftslage. Diese nahm gegenüber
dem Monat März nochmals um 3 auf 73 Indexpunkte zu. Die darin enthaltenen Nahrungsgüterproduzenten
sehen ihre zukünftigen Geschäftsaussichten bei einem Indexstand von 80 nochmals
um einiges besser als dies im März noch der Fall war. Hier tritt die im Frühjahr
aufgekommene Diskussion über BSE und MKS weiter in den Hintergrund, was als Grund
für die Verbesserung der Geschäftsaussichten beitragen dürfte. Nur bei den Produzenten
von Vorleistung und Investitionsgütern nahmen die Erwartungen, wie eingangs schon
erwähnt. geringfügig ab. Die Geschäftsaussichten erreichten im Monat Mai für die
Investitionsgüterproduzenten einen Indexstand von 59 (Märzwert 60) und die Vorleistungsgüterproduzenten
einen Indexstand von 44 (Märzwert 49).
Dies deckt sich auch mit den vom Statistischen Bundesamt
herausgegebenen Zahlen für die Auftragseingänge im VG der NBL. Dabei stieg der
Volumenindex der Auftragseingänge im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um weitere
4,7% nach schon 6,8% im Monat April. Jedoch fallen auch im 2. Quartal 2001 die
Steigerungsraten der Auftragseingänge aus dem Ausland gegenüber denen aus dem
Inland wesentlicher höher aus. Diese stiegen im Berichtsmonat Mai gegenüber dem
Vorjahresmonat um weitere 19,1 Prozent. Die höchsten Wachstumsraten, was die zukünftige
Auftragslage aus dem Ausland anbetrifft, können hierbei die Verbrauchsgüterproduzenten
mit 35,7% gegenüber Mai 2000 für sich verbuchen (Pressemitteilung des Bundesministerium
der Finanzen 5.7.01). Abschließend kann behauptet werden, dass in Anbetracht des
‚günstigen' Eurokurses gerade die exportorientierten Unternehmen weiter von der
guten Auslandnachfrage profitieren. Bitte
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Die Bauwirtschaft
Die Prognose für das dritte Quartal 2001 reiht sich von Inhalt und Aussagekraft
in die bereits erstellten letzten Prognosen ausnahmslos ein. Immer noch leidet
das mittelständig geprägte Baugewerbe unter der Verteuerung der Energiekosten
und den neuen gesetzlichen Veränderungen (Einschränkung befristeter Arbeitsverträge,
Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit, Ausweitung der betrieblichen Mitbestimmung).
Doch nun will die Bundesregierung die ostdeutsche Bauwirtschaft durch das neue
Programm "Stadtumbau Ost" stärken, das in der Zeit von 2002 bis 2004 ein Volumen
von 300 Millionen DM jährlich beinhalten wird, und unter anderem für die Sanierung
des Baubestandes vorgesehen ist (Yahoo! Schlagzeilen, 26.06.01, 12:02 Uhr).
Einhellig ist die Meinung über diese zusätzlichen Mittel zur Stadtsanierung
positiv, denn schon seit langem fordert das Baugewerbe "höhere Investitionen
der öffentlichen Hand" (ZDB, Nr. 57, 26.06.01). Prof. Dr. Karl Robl, Hauptgeschäftsführer
des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, geht davon aus, dass die genannte
Summe "zusätzlich investiert werden soll", und nicht, wie allgemein vermutet,
nur durch eine Umschichtung erreicht wird (ZDB, Nr. 57, 26.06.01). Die ostdeutschen
Kommunen mit mehr als 80000 Einwohnern wollen ihre Bauausgaben um 9,7% reduzieren
(8. Kommunalumfrage der deutschen Bauindustrie, 03.04.01). Demgegenüber fordert
der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael
Knipper, eine "kommunale Investitionsoffensive", um die hiesige Bauwirtschaft
zu unterstützen. So wird die ostdeutsche Infrastrukturausstattung je Einwohner
zu Beginn des Jahres 2005 nur 70% des westdeutschen Durchschnittsniveaus erreichen
(Deutsche Bauindustrie, Nr. 33/01, 21.06.01). Die Umfrageergebnisse des IWH
(Wirtschaft im Wandel 7-8/01) sagen denn auch eine "gedrückte Stimmung" für
die Sommermonate voraus. Die Geschäftsaussichten für das Baugewerbe liegen 18
Saldenpunkte unter dem Vorjahreswert. Im Bauhauptgewerbe sieht es nicht besser
aus. Nur noch 6% der Unternehmen aus dem Hochbau bewerten im April 2001 ihre
Aussichten als gut (April 2000 10%), während 68% ihre Erwartungen als eher schlecht
oder schlecht bezeichnen (April 2000 60%). Auch der Tiefbau schließt sich der
negativen Tendenz an. Waren es im April 2000 noch 11%, die ihre Aussichten als
schlecht beurteilten, sind es im April 2001 bereits 20% (Wirtschaft im Wandel,
7-8/2001). Nur im Ausbaugewerbe ist die Einschätzung noch nicht ganz so negativ.
Alles deutet darauf hin, dass sich die Lage der Bauwirtschaft auch im kommenden
Quartal nicht erholen, sondern eher den bereits seit langem abwärtsgerichteten
Weg weiter verfolgen wird.
Angebotsseitige Faktoren
Gesundheitsministerin Schmidt will sich für die Einführung von Mindestbeiträgen
(12,5%) für preiswerte Krankenkassen einsetzen. Mit dieser Maßnahme soll der
Druck auf die teureren Wettbewerber, die ihre gestiegenen Beitragssätze mit
wachsenden Arzneimittelausgaben begründen, reduziert werden. Auf jeden Fall
führen die höheren Krankenkassenbeiträge zu mehr Belastungen bei den Arbeitgebern
und Arbeitnehmern (Handelsblatt, 22./23.06.01). Die Folge sind dementsprechende
Lohnforderungen bei den Tarifrunden im Frühjahr 2002. Die Gewerkschaften wollen
einen prozentualen Einkommensanstieg, der über den Preissteigerungsraten liegt,
durchsetzen (Volksstimme, 25.06.01). Obwohl schon die Rentenversicherungsbeiträge
von der Bundesregierung um 1,2 Prozentpunkte gesenkt wurden, ist aus Sicht von
Arbeitsminister Riester eine baldige Reduzierung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge
ausgeschlossen. Somit wird es für die Bundesregierung bei nachlassender Konjunktur
und steigenden Krankenkassenbeiträgen immer schwieriger, die Senkung der Lohnnebenkosten
auf unter 40% zu senken (Stendaler Nachrichten, 28.06.01). Die Tarifrunde 2001
brachte weitgehend gleiche Steigerungsraten für den Osten. Nur in der Textil-
und Bekleidungsindustrie (+0,6 Prozentpunkte) sowie der Chemischen Industrie
(+0,8 Prozentpunkte) fallen die Steigerungen höher aus (iwd Nr. 28, 12.07.01).
In der Bauwirtschaft sind die Steigerungen geringer (-0,2 Prozentpunkte). Im
internationalen Vergleich liegen die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe
(dem Exportsektor) mit 32,14 DM je Arbeitsstunde am unteren Ende der Skala,
während der Westen mit 50,48 DM den Spitzenplatz einnimmt (iwd Nr. 26, 28.06.01).
1999 betrugen diese in Ostdeutschland noch 31,20 DM (Altmark-Zeitung, 08.07.01).
Einige Analysten sind der Meinung, dass die EZB
noch vor ihrer Sommerpause die Zinsen um weitere 25 Basispunkte senken wird.
Konsens besteht darin, dass bis in den Herbst die Zinsen um insgesamt 50 Basispunkte
sinken werden. Die Begründung dafür wird in der schwachen Konjunktur gesehen,
wobei vielfach davon ausgegangen wird, dass die Konjunktur ab Herbst diesen
Jahres wieder anzieht. Dies wird parallel zu der Entwicklung in den USA geschehen,
die weiterhin der Motor für die Weltkonjunktur ist. Europa und insbesondere
Deutschland haben es nicht geschafft, die weltweite Konjunkturlokomotive zu
spielen. Die gestiegenen Rohstoffpreise und die schwache Konjunktur in den USA
spielen dabei auch eine gewichtige Rolle. Trotzdem kann nicht verleugnet werden,
dass die oft beschriebenen Wachstumsszenarien für den Europäischen Währungsverbund
nicht eingetroffen sind. Klar ist zur Zeit auch, dass es in Europa nur dann
gut läuft, wenn es in den USA brummt und der Export steigt. Die Binnennachfrage
in Europa ist zur Zeit schwach. Die Folgen weiterer, z.B. vom DIW geforderter,
Zinssenkungen sind zweischneidig. Zum einen verspricht man sich eine Konjunkturbelebung,
die von einer steigenden Konsum- und Investitionsnachfrage ausgehen könnte.
Zum anderen könnte, infolge einer weiteren Abwertung des Euro, eine Exportbelebung
eintreten. Damit verbunden ist jedoch die Gefahr einer weiteren Zunahme der
Importpreise und damit der inländischen Inflation.
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Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit L+P); Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation L+P), Schleef, Andreas ; Schleef, Antje (VG L); Wedekind, A.(Löhne L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P);
Brattan, M.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose
Redaktion:
Bernd Bückmann und Wolfgang Patzig
Internet:
Antje und Andreas SchleefV.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 2187-4823; Fax: 03931 / 2187-4870
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de