Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:
Prognose:
Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark":
(Prognose 2. Quartal 2002)
Weitere Abflachung
Das Verarbeitende Gewerbe
Sicherlich zeigt sich derzeit eine Aufhellung der gesamtwirtschaftlichen Lage.
Dies wird sich auch auf das Verarbeitende Gewerbe in den neuen Bundesländern
auswirken, wie stark ist allerdings schlecht abzusehen.
Wie in der Lageanalyse schon berichtet, neigt die Industrie mittlerweile zum
Optimismus. So werden wieder mehr Unternehmen ihre Produktion steigern. Dies
wird sich aber bei anhaltendem Preisdruck kaum auf die Erträge auswirken (ifo-Konjunkturperspektiven,
3/2002). Allein die Verbrauchsgüterproduzenten werden wohl ihre Produktion drosseln,
da sie weiterhin schwächelnde Auftragseingänge hinnehmen müssen. Schaut man
sich die längerfristige Zukunft an, so wird die ostdeutsche Wirtschaft nach
Meinung des Bundeswirtschaftsministerium noch mindestens 10 Jahre brauchen,
um die alten Bundesländer aufzuholen. Das verarbeitende Gewerbe könnte dieses
aber schneller schaffen. Die derzeitige Entwicklung sieht recht erfolgreich
aus.
Die Bauwirtschaft
Im Bereich des Hochbaus hat die Unzufriedenheit mit der Lage abgenommen, hingegen
der Umfang der Bautätigkeit zugenommen.
Bitte anklicken!
Im Vergleich zu März 2001 kann man eine bessere Geräteauslastung feststellen,
und im gewerblichen Hochbau ist sogar mit Auftragsbeständen von 2,3 Monaten
im Vergleich zu 2,1 Monaten im Vormonat eine positive Tendenz zu vermelden.
Doch auch für die kommenden Monaten werden sowohl Wetter als auch Auftragsmangel
die Geschäftsentwicklung maßgeblich mitbestimmen (ifo Konjunkturperspektiven
3/2002). Das IWH kommt in seiner Umfrage zu einer ähnlichen Erkenntnis. Die
Urteile der befragten Unternehmen lassen eine Neigung "zum Verharren auf niedrigem
Niveau" im Vergleich zum Vorjahr vermuten. Allgemein ist aber eine immer noch
ausgeprägte Unzufriedenheit und eine sich stärker ausprägende Polarisierung
zwischen "gut" und "schlecht" gegenüber dem Vorjahr zu erwarten. Dabei differenziert
sich der Hochbau, mit einer weniger starken Skepsis bezüglich der aktuellen
Lage im Baugeschäft, von einer zu erwartenden Verschlechterung im Tiefbau. Der
Ausbau dagegen erwartet keine erheblichen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr.
Diese positiven Einschätzungen können darauf zurückgeführt werden, dass die
ersten Maßnahmen beim "Städteumbau Ost" greifen, und eine Normalisierung, nach
den dramatischen Einschnitten im Eigenheimwohnbau aufgrund der gesetzlichen
Einschränkungen, stattfindet. Dies lässt eine Abschwächung der rückläufigen
Raten im Wohnungsbau erwarten. Aber auch das Investitionsprogramm der Bundesregierung
zum Ausbau des Straßen- und Schienennetzes erweckt Grund zur Hoffnung (Wirtschaft
im Wandel, 4/2002).
Angebotsseitige Faktoren
Vorausgesetzt, dass es in absehbarer Zeit zu einer Belebung der konjunkturellen
Lage kommt, kann davon ausgegangen werden, dass sich der Argumentationsspielraum
bezüglich der Lohnverhandlungen zu Gunsten der Arbeitnehmer verschieben wird.
Auch der Umstand, dass die Arbeitgebervertreter von sich aus schon mit einem
zweiprozentigen Angebot in die Verhandlungen gegangen sind, lässt für die Arbeitnehmer
eine Bruttolohnsteigerungsrate von drei und mehr Prozent als verhandelbar erscheinen
(WiWo, 04.04.02, Nr. 15, S. 37). Werden des Weiteren die Produktivitätssteigerungen
hinzugezogen, so lassen sich auch hier Gründe für eine etwas expansivere Lohnentwicklung
in den NBL finden. Inwiefern es ratsam ist, schon heute von einer Angleichung
der "Ostgehälter" in der hiesigen Chemieindustrie an das Westniveau bis zum
Jahr 2007 zu sprechen, ist nach Meinung einiger Experten nicht unbedingt konsensfördernd.
Bleibt also abzuwarten, was die Konjunktur als zentrale Einflussgröße macht.
Bitte anklicken!
Sollte sich die von der EZB unterstellte Erwartung
eines baldigen Absinkens des Ölpreises nicht erfüllen, muss sie ihre Prognose
revidieren und infolge eintretender Inflationsgefahren die Zinsen anheben. Entscheidend
für die Ölpreisentwicklung ist die Zukunft im Nahen Osten. Findet der Irak für
seine Embargopolitik Verbündete, dann könnte der Ölpreis weiter steigen und
somit die Inflationsgefahr zunehmen. Das Ziel der EZB, die Inflationsrate unter
oder nahe der 2%-Marke zu halten, würde in Gefahr geraten. Die Mehrzahl der
Analysten hält, ausgehend von diesem Szenario, eine Zinsanhebung in den nächsten
Monaten für wahrscheinlich. Während in Europa die Zuversicht auf eine baldige
Erholung der Konjunktur nachlässt, wächst das Vertrauen in die amerikanische
Wirtschaft. Die Zahlen zu den Auftragseingängen in Deutschland bestätigen diesen
Pessimismus. Erwartet wurde ein Plus von 1%, realisiert aber wurden 1% weniger
Aufträge für Industrieunternehmen. Der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) hingegen
legte weiter zu, was das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaft rechtfertigt.
Erst im Zuge der Erholung der US-Konjunktur kann Europa ebenfalls mit einer
Erholung rechnen. Entgegen der oben angeführten Zinsanhebung müsste die EZB
bei einer solchen wirtschaftlichen Entwicklung die Zinsen senken.
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Jacob, R. (Löhne L+P); Brückmann, B. (Inflation L+P); Schleef, Andreas (VG L+P);
Trombska, D.(Arbeitslosigkeit L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P); Röbbig, A.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau L+P)
L = Lage und P= Prognose
Redaktion:
Bernd Brückmann und Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Internet:
Antje und Andreas SchleefV.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 2187-4823; Fax: 03931 / 2187-4870
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de