Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:
Prognose:
Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark":
(Prognose 1. Quartal 2002)
Weitere Abflachung
Das Handelsblatt-Konjunkturbarometer:
Das Konjunkturbarometer für die neuen Länder blieb - wie in den beiden
Vormonaten -
auf dem niedrigen Nivea von 1,6% (Handelsblatt v. 02.01.2002)
Das Verarbeitende Gewerbe
Die Geschäftsaussichten in der ostdeutschen Industrie NBL fielen laut IWH-Umfrage
im November 2001 ebenfalls aufgrund der Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung
sowohl gegenüber dem Vormonat um 10 Punkte als auch gegenüber dem Vorjahr um
36 Skalenpunkte auf 27 Bewertungspunkte. Demnach schätzen die Produzenten von
Vorleistungsgütern mit 13 (-48 geg. VJ 00), gefolgt von den Prozenten von Investitionsgütern
mit 25 (-46 geg. VJ), und den Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten mit 53 (-9
geg. VJ) Skalenpunkte ihre zukünftigen Geschäftsaussichten besonders düster
ein (Quelle: Wirtschaft im Wandel 16/2001 S. 434). Und auch die Auftragseingänge
geben kaum Anlass zur Entwarnung. So gingen in den neuen Bundesländern im Oktober
2001 gegenüber dem Vormonat die Aufträge aus dem Ausland um saisonbereinigt
23,3%, die aus dem Inland um 4,5% zurück. Insgesamt war somit ein Auftragsrückgang
von 11% zu beobachten. Sektoral gesehen, litten besonders die Produzenten von
Investitionsgütern. Hier nahmen die Auftragseingänge gegenüber dem Vormonat
September um bereinigt 22,5% ab - wobei sie ein Monat zuvor noch um 21,5% gestiegen
waren. Hier hielten sich die Käufer besonders stark zurück. Der Vollständigkeit
halber seien noch die Veränderungen für die Vorleistungsgüter und Konsumgüterbranche
genannt. Diese gingen zwar ebenfalls zurück, aber das Negativwachstum mit -0,8%
(Vorleistungsgüter) bzw. -0,6% (Konsumgüter) fiel doch, was die Auftragseingänge
anbelangt, wesentlich moderater aus (Quelle: Monatsbericht des BMF/Dezember
2001 S. 90). Deshalb kann unterstellt werden, dass gerade das Ausland seine
Nachfrage nach Investitionsgütern zurückgenommen hat. Somit lässt sich für das
Verarbeitende Gewerbe in den neuen Bundesländern ein momentaner Auftragsbestand
von 3. Monaten errechnen (Reichweite der Aufträge).
Die Bauwirtschaft
Nach Meinung Rüdiger Pohls, Präsidenten des IWH, wird sich die ostdeutsche Wirtschaft
im allgemeinen nicht vor 2004 erholen, und in der Bauwirtschaft ist "bestenfalls
eine Stagnation" zu erwarten (Yahoo! Nachrichten vom 10.01.02). Doch ganzheitlich
gesehen, hat der Pessimismus in den Erwartungen nachgelassen. Allerdings geht
der ifo - Schnelldienst davon aus, dass der Druck auf die Preise auch weiterhin
anhalten wird (ifo - Schnelldienst, 23/2001). Positiv ist ebenfalls zu vermerken,
dass ab der zweiten Jahreshälfte die Bauaktivität im Durchschnitt nur noch um
1 % schrumpfen wird, da der Staat seine ohnehin geplanten Investitionen in die
Infrastruktur vorzuziehen gedenkt (iwd, Nr. 48/2001). Die in der IWH - Umfrage
beteiligten Unternehmen sehen der zukünftigen Entwicklung ebenfalls nicht mehr
ganz so düster. So gehen sie davon aus, dass nicht mit einer weiteren Beschleunigung
des Abwärtstrends zu rechnen ist, und die Aussichten für das Baugeschäft auf
dem Vorjahresniveau verharren werden. Einzig der Tief- und Ausbau sieht der
Zukunft weniger zuversichtlich entgegen, doch auch im Wohnungsbau schwindet
das Misstrauen gegenüber den guten Neuigkeiten. Zusammenfassend kann man davon
ausgehen, dass nach 2 Jahren "Untergangsstimmung" ein Licht am Ende des Tunnels
zu sehen sein könnte. Natürlich sind die Erwartungen in allen Baubereichen gleichermaßen
gedrückt, und es sind nach wie vor Einschränkungen und Unsicherheiten bei Investoren
zu erwarten. So wirken sich auch in 2002 die bereits bestehenden Angebotsüberhänge
im Wohn- und Büroimmobilienbereich und die geringen Investitionsspielräume der
öffentlichen Hand als erschwerend aus. Doch der Abwärtstrend wird sich, wenigstens
in absehbarer Zeit, wohl nicht weiter verstärken (Wirtschaft im Wandel, 15/2001).
Angebotsseitige Faktoren
Die recht moderaten Lohnsteigerungen des letzten Jahres werden sich in
diesem Jahr wohl nicht wiederholen. Die Gewerkschaften fordern sogar teilweise
5 - 7% mehr Verdienst. Die IG-Metall will mit einer Forderung von 6,5% in die
nächste Tarifrunde gehen. Auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di will mit
überproportionalen Forderungen in die neuen ostdeutschen Tarifverhandlungen
einsteigen (WSI Tarifchronik- Berichte vom 03.01.02 u. 11.01.02). Da die meisten
Tarifverträge schon im 1. Quartal 2002 auslaufen (WSI, Stand September 2001)
könnten schon im nächsten Berichtszeitraum erhöhte Lohnsteigerungen auf die
Wirtschaft zukommen. Das IfW geht allerdings nur von einer Anhebung der tariflichen
Stundenlöhne von 2,5% aus. Nominell gesehen ist dies nur eine geringe Steigerung
(IfW, Die Weltwirtschaft 2001, Heft 4). Das DIW spricht in ihrem Wochenbericht
28/01 von einer Nettolohnerhöhung (Gesamtdeutschland) von 1,9% im 1. Quartal
2002.
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Die Mehrzahl der Analysten rechnen in den nächsten
beiden Monaten mit weiteren Zinssenkung um bis zu 50 Basispunkte. Entscheidend
für die Zinspolitik der EZB dürfte die konjunkturelle Entwicklung der US-Wirtschaft
sein. Denn nach wie vor ist die europäische Wirtschaft nicht in der Lage, die
Weltwirtschaft aus der Talsohle zu führen. Erste Anzeichen einer konjunkturellen
Erholung gab der US-Einkaufsmanagerindex, der sich von 44,5 auf 48,5 Punkte
verbesserte. Für viele Volkswirte ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich
die US-Wirtschaft endgültig erholt hat und damit auch die Weltwirtschaft. Die
Volkswirte gehen bei ihren Prognosen von zwei Szenarien aus. Während das erste
Szenario von einer Erholung in der ersten Jahreshälfte ausgeht, wird im zweiten
Szenario erst zum Jahresende mit einer Erholung gerechnet. Für beide Szenarien
hat sich die EZB im Gegensatz zur FED genügend Spielraum gelassen, um entsprechend
zu reagieren. Trotz dieser Szenarien hält ein Großteil der Analysten die Prognosen
der EZB für zu optimistisch (1,2% Wirtschaftswachstum). Mit einer Korrektur
ihrer Prognose müsste die EZB auch die Zinsen senken. Dieser Vorgehensweise
wird eine große Wahrscheinlichkeit zugerechnet. Auch die Ölpreisentwicklung
spielt eine entscheidende Rolle. Die Frage, die sich stellt, ist, ob sich die
OPEC und Nicht-OPEC-Mitglieder mit der Drosselung der Erdölmenge einig ist,
um den Preisverfall zu Stopppen. Die
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Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Jacob, R. (VG L+P); Brückmann, B. (Inflation L+P); Schleef, Antje, Schleef, Andreas (Löhne L+P);
Trombska, D.(Arbeitslosigkeit L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P); Röbbig, A.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau L+P)
L = Lage und P= Prognose
Redaktion:
Bernd Brückmann und Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Internet:
Antje und Andreas SchleefV.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
Osterburger Str. 25, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 2187-4823; Fax: 03931 / 2187-4870
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de