Konjunkturteam "Altmark"
Bericht I/2002 vom 15. Januar 2002

Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Das Aktuelle Thema: Die private Nachfrage in den FÜNF neuen Bundesländer

Die Hoffnungen für die Konjunktur des Jahres 2002 ruhen auf dem Privaten Verbrauch. Gesamtwirtschaftlich werden kaum Impulse von der Staatsnachfrage, dem Export oder den Investitionen erwartet. Trifft dies auch für Ostdeutschland zu? Der Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder stellt Daten zum realen Privaten Verbrauch von 1991 bis 1999 zur Verfügung. Demnach ist der Private Verbrauch (siehe Graphik) in Ostdeutschland in Preisen von 1995, also real, in obigem Zeitraum um 2,1% gestiegen. Die jährlichen Wachstumsraten weisen Schwankungen von 0 bis 5% auf. Aktuellere Zahlen stehen hierzu leider nicht zur Verfügung.

Um die aktuelle Entwicklung einschätzen zu können, werfen wir einen Blick auf den aktuellen BBE-Index, den die BBE - Unternehmensberatung im Verbund mit dem HDE durch Befragung der Einzelhändler ermittelt. Ein Indexstand von 100 signalisiert, dass sich die pessimistischen und die optimistischen Einschätzungen gerade ausgleichen. Betrachtet man nun die Gemütslage der ostdeutschen Einzelhändler, so scheint diese im freien Fall zu sein. Auch wenn der BBE-Index nur einen Teil des Privaten Verbrauchs widerspiegelt, scheint dies Ausgabefreudigkeit insgesamt auf einem Tiefpunkt angekommen zu sein.

Was könnten mögliche Ursachen für ein vergleichsweise schlechtes Konsumklima im Osten sein? Einer der Gründe dürften die zunehmende Verschuldung der Haushalte sein. 800.000 Haushalte in Ostdeutschland (1,9 Mio. im Westen) können ihre Schulden nicht mehr bewältigen (Volksstimme v. 28.12.01). "Die Zahl der verschuldeten privaten Haushalte in Ostdeutschland steigt dramatisch an." (Volksstimme v. 28.12.01) Zum anderen dürften es die Zukunftserwartungen sein. Aus der aktuellen Umfrage der WirtschaftsWoche (1/2 v. 03.01.02 S. 24) wird deutlich, dass die Ostdeutschen fiel stärker durch Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit der Jugend, soziale Ungerechtigkeit, Egoismus und Kälte in der Gesellschaft beunruhigt sind als die Westdeutschen. Kein Wunder also, dass die konjunkturelle Abkühlung eine größere Kaufzurückhaltung als im Westen auslöst. Die WirtschaftsWoche zieht insgesamt ein düsteres Resümee: "Rund 60 Prozent der unter 30-jährigen Ostdeutschen haben schon überlegt, ob sie nicht in den Westen abwandern sollen. Käme es so weit, würde sich die Abwärtsspirale weiterdrehen und der Osten zwar nicht unbedingt zum Armenhaus der Republik. Wohl aber zum hochsubventionierten Altenheim." (WirtschaftsWoche 1/2 v. 03.01.02 S. 24)

 


(Prof. Dr. Wolfgang Patzig) 
 
 
 

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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteams "Altmark" der Hochschule Magdeburg - Stendal (FH):
Jacob, R. (VG L+P); Brückmann, B. (Inflation L+P); Schleef, Antje, Schleef, Andreas (Löhne L+P);
Trombska, D.(Arbeitslosigkeit L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P); Röbbig, A.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau L+P)
L = Lage und P= Prognose


Redaktion:

Bernd Brückmann und Prof. Dr. Wolfgang Patzig


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