Konjunkturteam "Altmark"
Bericht I/2001 vom 17. Januar 2001


Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:

Prognose:

Konjunkturindex des Konjunkturteams "Altmark": (Prognose 1. Quartal 2001)

Gedämpfter Anstieg




Handelsblattindikator: Zaghafter Anstieg im Osten (Handelsblatt v. 03.01.2001)


Das Verarbeitende Gewerbe
Die "gute Stimmung" im VG der Neuen Bundesländer hält weiter an. So bewertet die ostdeutsche Industrie nach Umfragen des IWH ihre Lage für die nächsten 6 Monate sehr optimistisch. Nach einem kleinen Dämpfer im Monat November des vergangenen Jahres wird davon ausgegangen, dass an die insgesamt positive Entwicklung des vierten Quartals 2000 angeknüpft werden kann. Dies äußert sich bereits in einer verbesserten Erwartungsbeurteilung. So stuften im Dezember 2000 82% von 300 befragten Firmen in den NBL ihre Aussichten mit günstig und 18% mit ungünstig ein. Der Index für die zukünftigen Geschäftsaussichten stieg im Oktober 2000 nochmals gegenüber dem Vormonat um 2 gegenüber dem Vorjahr um 19 Punkte auf nunmehr 63 Zähler (Wirtschaft im Wandel 16/2000). Die Produzenten von Investitionsgütern (+10 Indexpunkte) und Vorleistungsgütern (+4 IP) sind für das nächste Halbjahr optimistisch gestimmt. Gleiches vermeldet der DIHT in seiner Herbstbefragung.
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Die Bauwirtschaft
Positiv zu vermelden ist, dass sich - den Umfrageergebnissen des IWH in "Wirtschaft im Wandel" nach - "der Abwärtstrend etwas abschwächt". Das ist allerdings die einzig gute Nachricht, denn im gleichem Atemzug ergab die Umfrage, dass die Wohnungsbaulage eher kritisch bleiben wird. Die Geschäftsaussichten im Baugewerbe sehen im allgemeinen sehr schlecht aus, doch stellte sich bei den von der "Wirtschaft im Wandel" befragten Unternehmen ein auffallender Kontrast heraus. Größere Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten sehen ihre Geschäftserwartungen negativ (Oktober 2000 = -33), jedoch besser als kleinere Unternehmen mit 1-19 Beschäftigten (-54). Auch in den einzelnen Zweigen unterscheiden sich die Ansichten über die Zukunft erheblich. So ist der Hochbau mit -61 ungünstiger als beispielweise das Ausbaugewerbe mit -32 eingestellt. Die Unternehmen erwarten im Hoch- und Tiefbau "merklich nachgebende Preise". Nur im Fertigteilhochbau rechnet man mit einer steigenden Tendenz (Wirtschaft im Wandel, 15/2000). Da die Geräteauslastung sinkt und die Reichweite der Auftragsbestände tendenziell abnimmt, prognostiziert der IFO - Konjunkturtest 11/2000 eine ungünstige Aussicht für 2001. Laut IWD (Nr. 48) erwarten über 70% der Unternehmen für 2001 weiterhin sinkende Produktionsergebnisse und somit eine Verschärfung der Baulage. Die Bauinvestitionen gehen dagegen nur mit verringertem Tempo zurück (Handelsblatt 25.10.2000). Trotz der anhaltenden Krise zeigt sich ein leichter Lichtblick für die Baukonjunktur, da infolge des sinkenden Zinsniveaus eine verbesserte Immobilienfinanzierung möglich wird (Handelsblatt, 01.01.2001). Von den verlängerten Abschreibungszeiten ab 1. Januar 2001 werden dagegen keine stimulierenden Beiträge für die Baukonjunktur erwartet. Mittlerweile werden diesbezüglich auch nachträgliche Änderungen diskutiert. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auch im Jahr 2001 kein signifikanter Umschwung in Sicht ist und die Bauwirtschaft losgelöst von der allgemeinen Konjunkturentwicklung verläuft.

Angebotsseitige Faktoren
Kein anderes Industrieland weist eine so prägnante Differenz zwischen den Arbeitskosten und Nettolöhnen auf wie die Bundesrepublik. Als Gründe werden dafür die hohen Sozialversicherungsbeiträge seitens der Arbeitnehmer bzw. Arbeitgeber und die Einkommenssteuersätze angeführt (iwd, 19.10.2000). Bereits in diesem Jahr sinkt der Eingangssteuersatz auf 19,5% und der Spitzensteuersatz auf 48,9%, was das verfügbare Einkommen der Haushalte erhöhen dürfte. Um den Standort attraktiver zu gestalten, stellt Arbeitsminister Walter Riester für das Jahr 2002 eine Beitragssenkung zur Arbeitslosenversicherung in Aussicht (Handelblatt, 28.12.2000).
Die EZB sollte im nächsten Quartal die Zinsen unverändert lassen, da die Inflation im Euro-Raum oberhalb von 2% liegt, was auch den Wert für die Neuen Länder (vgl. Prognose Inflation) übertrifft. Auch das Geldmengenwachstum im Euro-Raum liegt über dem Referenzwert. Aus monetärer Sicht ist, wie es die EZB betont, die Inflationsgefahr weiterhin präsent (vgl. Lage Zinsen). Sollte die EZB trotzdem die Zinsen senken, wegen einer abschwächenden Konjunkturentwicklung in den USA, so könnten die Finanzmärkte sie als Handlanger von Greenspan abstrafen und die Eigenständigkeit ihrer Strategie wäre nicht zum ersten Mal in Frage gestellt. Zudem erwarten viele Volkswirte für 2001 ein höheres Wirtschaftswachstum in Europa als in den USA (Handelsblatt, 5./6.01.2001). Die FED hat bereits signalisiert, dass die amerikanischen Leitzinsen in den nächsten Monaten weiter gesenkt werden könnten. Einen Augenmerk könnte die EZB auf den Euro werfen. Setzt sich die Kurserholung im nächsten Quartal fort, dann dürfte es nur eine Frage der Zeit sein bis die ersten Stimmen laut werden, dass der Euro zu hart sei. In den nächsten Monaten könnte sich die EZB die Reputation einer von den USA unabhängigen Zentralbank aufbauen.





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Herausgeber:

Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
Wruck, M.(Arbeitslosigkeit L+P); Gläser, T. (Bauwirtschaft L); Jacob, R.; Vorpahl, D. (VG P);
Brückmann, B. (Inflation), König, A. ; Schleef, A. (VG L); Wedekind, A.(Löhne L+P); Patzig, W.(Wachstum L+P);
Brattan, M.(Zins L+P); Rosenow, A.(Bau P)
L = Lage und P= Prognose


Redaktion:

Bernd Brückmann und Wolfgang Patzig

Internet:
Antje Schleef und Andreas König
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Hochschule Magdeburg-Stendal(FH) / Stendal;
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