Konjunkturteam "Altmark"
Bericht IV/98 vom 17.Oktober 1998
Bericht zur Konjunkturlage in den neuen Bundesländern:
Lageanalyse 3. Quartal 1998:
Aktuelle Daten zur Lage der Neuen Bundesländer: | Inflationsrate*
(Lebenshaltung aller priv. Haushalte) |
Arbeitslosenquote (Erwerbspersonen insg.)
(nicht saisonbereinigt) |
Wachstumsrate des realen BIP*
in Preisen v. 1991 (saisonbereinigt) |
Saldo der Leistungsbilanz
(in Mrd. DM) (Gesamtdeutschland)) |
Zinssatz
(Umlaufsrendite) (Gesamtdeutschland) |
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Die Bauwirtschaft
Herausgeber:
Auch im III. Quartal diesen Jahres hat sich die erhoffte Trendwende
am Bau nicht eingestellt. Weitere Auftrags– und Umsatzrückgänge
vor allem im Bereich von Wohnungs- und Wirtschaftsbau (14% niedriger gegenüber
1997) kennzeichnen die unverändert schlechte Lage am ostdeutschen
Bau. Die Geräteauslastung liegt derzeit mit 67% deutlich unter dem
Vorjahresniveau. (Handelsblatt, 29.07.98) Demzufolge reduzierten auch die
meisten Be- triebe ihre Investitionspläne drastisch um teilweise 10%.
(Handelsblatt, 31.08.98) Wie die Graphik zeigt, scheint sich die Lage aber
im Augenblick nicht mehr zusätzlich zu verschlechtern. Eine Stütze
erfolgt fast ausschließlich durch öffentliche Baunachfragen,
insbesondere dem Straßenbau. Aufgrund dieser anhaltenden Krise forderte
die “Aktionsgemeinschaft Bau” umfangreiche Steuer- und Sozialreformen.
Dazu gehören u.a. die Senkung der Arbeitskosten und mehr Flexibilität
innerhalb des Arbeitsrechts. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverban-
des des Deutschen Baugewerbes K. Robl machte hauptsächlich die zu
hohen Lohnkosten für die Krise verant- wortlich (Handelsblatt,. 19.08.98).
Trotz des Abbaus ist die Bautätigkeit im Osten auf einem relativ hohen
Niveau, da der Bedarf bei der Moderni- sierung von Wohnungen und der öffentlichen
Infrastruktur sehr hoch sind (Volksstimme, 04.09.98).
Angebotsseitige Faktoren
Ein Lohnanstieg ist für Alte und Neue Bundesländer im Produzierenden
Gewerbe festzustellen. Hier ist im Ver- gleich der Bruttoverdienst zwischen
Januar 1997 zu Januar 1998 um 2,3 % (auf 5023 DM) gestiegen und somit 1997
erstmals über die Schwelle von 5000 DM getreten. Das Monatseinkommen
der ostdeutschen Beschäftigten wuchs 1997 um 3,1% und somit auf 3774
DM (im Vorjahr 5,1%). Im Handel-, Kredit- und Versicherungsgewerbe stieg
das Einkommen in den alten und neuen Ländern um 2,4% (Volksstimme,
18.08.98). Die Pläne der Bundesregierung (hier CDU/ CSU) zur Subventionierung
niedrig bezahlter Beschäftigungen sind noch umstritten. Der SPD -
Wirtschaftspolitiker Uwe Jens warnte davor, den Kombilohn als "Allheilmittel"
zu betrachten. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft
Horst Siebert kritisiert diese Pläne stark, da dies nur zu einer weiteren
Abwendung vom Markt führe und ein Verdrängungswettbewerb nach
oben folgen würde (Ersetzung durch billige Arbeitskräfte) (Handelsblatt,
28.07.98). Ebenso ist eine Angleichung der Ostlöhne an die Westlöhne
am Ende des vergangenen Jahres mit 89,5% zu verzeichnen.
Bruttolohn- und -gehaltssumme je Beschäftigten in den Neuen Bundesländern (West = 100)
(Handelsblatt, 17.08.98)
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
96,1
Staat
86,0
sonst. Dienstleistungen
84,4
Baugewerbe
82,6
alle Wirtschaftsbereiche
77,2
Handel
76,8
Energie, Wasser, Bergbau
76,1
Verkehr, Nachrichten
76,1
Banken, Versicherungen
73,5
Verarbeitendes Gewerbe
72,4
Viele Betriebe in den neuen Bundesländern sind nicht tariflich gebunden
und entlohnen daher zum Teil deutlich unter dem Tarif. Demnach vergrößert
sich die Lücke wieder, sobald die effektiv gezahlten Löhne und
Gehälter als Vergleichsgrundlage dienen (Effektiventgelte: 77,2% zum
Westniveau). Bei Betrachtung des Bruttoentgeltes pro Beschäftigungsstunde
Ost beträgt dieses sogar nur 72,7% vom Westniveau. Allerdings zahlen
die Beschäf- tigten in den neuen Bundesländern weniger Abgaben
im Vergleich zu den Beschäftigen in den alten Bundeslän- dern.
Während die Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer in Gesamtdeutschland
von 1991 bis 1998 um 31,4% ge- stiegen sind, war allerdings ein größerer
Anstieg bei der Produktivität und Preisen mit 39,2 Prozent zu verzeich-
nen (Süddeutsche Zeitung, 08.10.98). Die Lohnkosten je 100 DM Umsatz
in verarbeitenden Gewerbe lagen im August mit 17,77 DM fast 2 DM unter
denen des westdeutschen verarbeitenden Gewerbes (Statistisches Bundesamt,
eigene Berechnungen).
Bei den Zinsen beließ die Bundesbank alles
beim alten, trotz heftigster Diskussionen und einer Senkung der kurzfristigen
Zinsen in den USA durch die amerikanische Notenbank. Die Diskussionen um
die Zinsen wurden zuletzt angeheizt durch den SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine.
Er betonte mehrfach, das die Bundesbank ih- ren Beitrag zu Wachstum und
Beschäftigung leisten müsse. Bundesbank-Chef Tietmeyer schloß
Zinssenkun- gen in Deutschland aus, nicht nur wegen der Konvergenz der
europäischen Zinsen vor dem Eintritt in die Euro- päischen Währungsunion
(Handelsblatt; 08.10.98). Weiterhin versicherte er auf dem G7-Gipfel, daß
die Bundesbank wachsam auf die Krisenherde schaue und mit ruhiger Hand
agieren werde. Die Umlaufrendite sank, begünstigt durch die Abflüsse
vom Aktienmarkt in den als sicherer geltenden Rentenmarkt. Eine dann plötzlich
massiv ein- brechender Rentenmarkt, ließ die Umlaufrendite aber wieder
nach oben schnellen. Gerüchten zufolge, sollen internationale Fonds
Geld benötigt haben, was auch bei den Devisen zu einigen Turbulenzen
führte. Mittlerweile sinkt die Umlaufrendite wieder.
Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
V.i.S.d.P.:
Brattan, M. (Zins); Fehse, N. (Löhne); Brückmann,
B.(Inflation); Jacob, R. u. Bredl, G.(Export)
Helmecke, K.(Investitionen); Schernikau, K.(Konsum);
Schulze, M. u. Vorpahl, D.(Staat)
Wruck, M. (Arbeitslosigkeit); Patzig, W.(Wachstum); Gläser,T.
u. Gläser, T. (Bauwirtschaft)Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Fachhochschule Magdeburg / Stendal; Fachhochschule Altmark
i.G.,
Am Dom 13, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 794704; Fax: 03931 / 794700
eMail:
Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de