Konjunkturteam
"Altmark"
Bericht I/98 vom 19.Januar 1998
Bericht zur Konjunkturlage in den neuen
Bundesländern:
Lageanalyse 4. Quartal 1997:
Aktuelle Daten zur Lage der Neuen Bundesländer: | Inflationsrate* (Lebenshaltung aller priv. Haushalte) |
Arbeitslosenquote
(Erwerbspersonen insg.) (nicht saisonbereinigt) |
Wachstumsrate des realen
BIP* in Preisen v. 1991 (saisonbereinigt) |
Saldo der Leistungsbilanz (in Mrd. DM) (Gesamtdeutschland)) |
Zinssatz (Umlaufsrendite) (Gesamtdeutschland) |
1992 |
13,5 % |
14,5% |
7,8 % |
-30,2 |
8,1 % |
1993 |
10,5 % |
15,1 % |
8,9 % |
-23,4 |
6,4 % |
1994 |
3,7 % |
15,2 % |
9,8 % |
-34,2 |
6,7 % |
1995 |
2,1 % |
14,0 % |
5,3 % |
-33,8 |
6,5 % |
1996 |
2,2 % |
15,7 % |
2,0 % |
-21,0 |
5,6 % |
1997 |
2,1 %1) |
18,1 % 2) |
|||
3. Quartal 1996 |
2,1 % |
15,0 % |
3,1 % |
-12,2 |
5,7 % |
4. Quartal 1996 |
1,6 % |
15,2 % |
2,5 % |
-1,2 |
5,2 % |
1. Quartal 1997 |
1,7 % |
18,6 % |
3,3 % |
-9,2 |
5,3 % |
2. Quartal 1997 |
1,7 % |
17,3 % |
1,1 % |
+5,3 |
5,0 % |
3. Quartal 1997 |
2,4 % |
18,2 % |
1,4 % |
-3,0 |
5,0 % |
Oktober 1997 |
2,5 % |
18,2 % |
5,3 % |
||
November 1997 |
2,3 % |
18,3 % |
5,3 % |
||
Dezember 1997 |
2,3 %1) |
19,4 %2) |
Quelle: Deutsche Bundesbank
Monatsberichte + saisonbereinigte Wirtschaftszahlen und eigene
Berechnungen * Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum
1)Statistisches Bundesamt
Pressemitteilung v. 13.01.98 2) Bundesanstalt für
Arbeit; Pressemitteilung 03/98
Inflationsrate: Über 2% Anstieg auch im 4. Quartal !
Zur Analyse der
Inflationsrate betrachten wir die Preisentwicklung bei
verschiedenen Gütergruppen. In unserer Analyse beziehen
wir uns auf die Preise für die Lebenshaltung, die
Erzeugerpreise gewerblicher Produkte und auf die
Außenhandelspreise. Die Entwicklung der Preise für die
Lebenshaltung im 4. Quartal zeigt, daß die Inflation in
den Neuen Bundesländern weiterhin existent ist. Der
Preisanstieg in den letzten drei Monaten lag im Oktober
1997 bei +2,5%, im November 1997 bei +2,3% und im
Dezember 1997 bei +2,3% gegenüber dem Vorjahresmonat.
Die Teuerungsrate lag im 4. Quartal weiter über 2%.
Diese Entwicklung prognostizierten wir bereits in unserem
Bericht im September 1997. Über das Jahr 1997
betrachtet, lag die Inflationsrate im 1. und 2. Quartal
unter 2% und im 3. und 4. Quartal über 2%. Die
Schwankungsbreite der Inflationsrate betrug 0,7%-Punkte.
Für den Jahresdurchschnitt 1997 bedeutet dies eine
Inflationsrate von 2,1%. Dies wäre einer der geringsten
Anstiege seit dem Beginn der Inflationsberechnung für
die Neuen Bundesländer. Was waren die Ursachen und
Gründe dieser Entwicklung im 4. Quartal 1997? Im Oktober
1997 lag die Inflationsrate für die Lebenshaltung bei
+2,5%. Der Preisindex blieb gegenüber dem Vormonat
unverändert. Gestiegen waren im Oktober die Preise bei
Süd- und Zitrusfrüchten um +7,1% und die Preise für
Zeitungen mit +1,6%. Im Monat November 1997 lag die
Inflationsrate um +2,3%. Der Preisindex ist um -0,1%
gegenüber dem Vormonat gefallen. Der Grund dafür, ist
der Rückgang um -3,2% bei saisonabhängigen
Nahrungsmitteln. Die Preise bei Süd- und Zitrusfrüchten
waren um -7,7% gesunken. Sie haben unter den
saisonabhängigen Nahrungsmitteln eine hohe Gewichtung,
was dann zum Rückgang führte. Im November erhöhten
sich wiederum die Preise für Zeitungen um +1,3% und es
gab Preiserhöhungen bei Heizung und Warmwasser um +1,9%.
Im Dezember 1997 lag die Inflationsrate für die
Lebenshaltung bei 2,3%. Unsere zweite Betrachtung gilt
den Erzeugerpreisen für gewerbliche Produkte in den
Neuen Bundesländern. Die Preise sind auf Jahresbasis im
September 1997 um +1,9%, im Oktober 1997 um +1,6% und im
November 1997 um +1,4% gestiegen. Die Preissteigerungen
sind weiter rückläufig und lagen in jedem Monat unter
2%. Ein Ergebnis welches zeigt, daß die Inflationsgefahr
durch die Erzeugerpreise zurückgeht. Im September sanken
im Vergleich mit dem Vormonat die Preise bei
Mineralölerzeugnissen um -1,5%. Im November stiegen die
Preise bei Eisen und Stahl um +1,2%, bei Zellstoff,
Papier und Pappe um +1,3%. Den Abschluß unserer
Betrachtungen bilden die Außenhandelspreise für
Gesamtdeutschland. Diese gliedern sich in Einfuhrpreise
(Importe) und Ausfuhrpreise (Exporte) auf. Die
Einfuhrpreise verteuerten sich auf Jahresbasis um +4,1%
im September 1997, um +3,4% im Oktober 1997 und um +3,1%
im November 1997. Positiv anzumerken ist, daß der
Preisindex im September um -0,5%, im Oktober um -0,1% und
im November um -0,3% gefallen ist. Der Preisindex
verringerte sich zum dritten Mal in Folge. Die
Inflationsgefahr über die Einfuhrpreise ist damit weiter
rückläufig. Von Oktober bis November verbilligten sich
die Preise für die Einfuhr von Schweinefleisch um -6,0%,
Vergaserkraftstoff um -5,3%, Erdöl und Erdgas um -2,8%.
Die Einfuhrpreise für Kaffee verteuerten sich dagegen um
+3,0%. (Alle Zahlen
Statistisches Bundesamt)
Arbeitslosenquote: Abbau beschäftigungspolitischer Maßnahmen !
Erschreckend ist der
Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit in den Neuen
Bundesländern. Nachdem die Arbeitslosenquote im Oktober
noch 18,2% betrug, lag sie im Dezember 1997 bei 19,4%.
Man könnte versucht sein, dies allein auf einen
saisonalen Einfluß zurückzuführen. Ein Blick auf die
Arbeitslosenquote im Dezember 1996 belehrt einen eines
Besseren. Damals betrug die Quote noch vergleichsweise
günstige 15,9%. Ein Grund dafür ist der
Einbruch des ostdeutschen Baugewerbes, der die Konjunktur
Ost stark drückt, wiedergespiegelt an der
Arbeitslosenzahl im Baugewerbe 1997, die knapp 40.000
betrug (Volksstimme
05.11.1997). Neben dem
Ende des Baubooms werden vor allem strukturelle Gründe
für den schleppenden wirtschaftlichen Aufbau
verantwortlich gemacht. Die Erwerbstätigkeit nahm auch
1997 wieder ab. Nach den neuesten Zahlen lag diese im
Oktober mit 6,15 Mio. um 210.000 oder 3,3% unter dem
Vorjahreswert, die Zahl der Arbeitslosen bereits um
270.000 über dem Vorjahreswert. Die Zahl der
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag im
September um 4,5% unter dem Vorjahreswert. Der Abbau war
im Bereich " Handel, Verkehr, Dienstleistungen"
mit 4,6% größer als im "Produzierenden
Gewerbe" mit 4,4%. Nimmt man die Schätzung des
Sachverständigenrates aus dem neuesten Jahresgutachten (Seite 87, Tabelle 32) zuhilfe, findet man schnell die
Erklärung für den diesjährigen Verlauf der
Arbeitsmarktdaten. Danach lag die Zahl der registrierten
Arbeitslosen im vergangenen Quartal um 266.000 über dem
Vorjahreswert. Die Zahl der verdeckten Arbeitslosigkeit
um 178.000 unter dem Vorjahreswert. Demnach verdanken 2/3
der neuen Arbeitslosen ihre Registrierung dem Abbau
arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen. Vor dem Hintergrund
eines "Beschäftigungspaktes" ein
überlegenswertes Ergebnis.
Wachstumsrate
des realen BIP: Talsohle
durchschritten
Auch im 3. Quartal
1997 überschritt, wie in den beiden Vorquartalen, die
saisonbereinigte Wachstumsrate des BIP der Neuen Länder
die Zwei-Prozent-Marke nicht. Mit vorläufigen 1,4% wuchs
das BIP viel zu gering, um den Arbeitsmarkt entlasten zu
können. Obwohl detaillierte Zahlen nicht vorliegen,
dürfte die Entwicklung nachfrageseitig überwiegend
durch einen schwachen Konsum und geringe Investitionen
zustandegekommen sein. Angebotsseitig dürfte das
Verarbeitende Gewerbe (VG) den größten Beitrag
geliefert haben, während die Bauleistungen abnahmen. So
stieg die Produktion im VG im 3. Quartal um über 11%
gegenüber dem Vorjahresquartal, während sie im
Bauhauptgewerbe (BHG) um 12% sank (vgl. auch Bauwirtschaft). Für das vierte Quartal rechnen
wir mit einer saisonbereinigten Steigerungsrate von über
3%. Zum einen sank die Produktion im BHG im Okt. und Nov.
gegenüber den Vorjahresmonaten nur um etwa 5% (Vgl. Graphik Bauwirtschaft), während die Produktion im VG um
über 12% stieg. Auch in der Landwirtschaft wurden
Marktanteile zurückgewonnen. "Die ostdeutschen
Landwirte haben sieben Jahre nach der Einheit
wirtschaftlich solideren Boden unter den Füßen." (Südd. Zeitung 29.12.97). Insgesamt dürfte das BIP 1997,
wie prognostiziert (vgl.
Prognosespiegel der letzten Ausgabe) um 2% gestiegen sein.
Nachfrageseitige
Faktoren
Der im BBE-Index
gekennzeichnete anhaltende Pessimismus der ostdeutschen
Einzelhändler spiegelt die anhaltende schlechte Situation beim Konsum
wieder. So sank er im Dezember um weitere 4,47 Punkte und
erreicht damit den schlechtesten Wert (63,38 Punkte) dieses
Jahres (BBE-Index 01.98). 37% der Einzelhändler hatten im Oktober
mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Allerdings meldeten auch 22%
Zuwächse. Wenn man die Erwartungen für die darauffolgenden
Monate betrachtet, so stellt man Geschlossenheit fest. 41%
rechnen mit einer stagnierenden Umsatzentwicklung, 47% sogar mit
Umsatzeinbußen. Betrachtet man die Geschäftslage des gesamten
Jahres, so rechnen 15% mit steigenden Umsätzen, 22% reden von
einem erfolgreichen Jahr, wogegen es für 47% der Einzelhändler
nur mittelmäßige Ergebnisse sein werden. Als Hauptgrund der
schlechten Zahlen wurde immer wieder die geringe
Ausgabefreudigkeit der Konsumenten genannt. Diese ist wohl
sicherlich auf den hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit im gesamten
Jahr 1997 zurückzuführen. 35% der befragten Geschäftsleute
sprachen von niedrigeren Kundenfrequenzen und 52% beklagten die
anhaltend stärker werdende Konkurrenzsituation (Handelsblatt 10.12.97). Auch das Weihnachtsgeschäft konnte keine
positiven Erfolgsmeldungen hervorbringen. Insgesamt gab es 5%
weniger Umsatz zum Vorjahr. Als Grund dafür nannte man die
erhöhte Urlaubslust der Kunden. Das nachweihnachtliche Geschäft
brachte allerdings in vielen Regionen und Bereichen
Umsatzzuwächse bis zu 15% zum Vorjahreszeitraum. Besonders gute
Nachrichten kamen aus der Spielwarenbranche, dem Buch- und CD-
Handel sowie der Mode (Handelsblatt
29.12.97). Wie schlecht das
Geschäft im Einzelhandel zu Jahresbeginn lief, zeigt ein Blick
auf die Umsatzzahlen des Handels in Sachsen-Anhalt: Während der
reale Umsatz insgesamt im 1. Halbjahr 1995 noch um 3,6% stieg,
sank er 1996 um 0,8% und im ersten Halbjahr 1997 um 1,5% (Statistisches Landesamt). Ohne Handel mit KFZ und Tankstellen
ergeben sich für die ersten Halbjahre folgende Zahlen: 1995
+4,5%; 1996 -1,9% und 1997 -3%. Zwar liegen die
Gesamtjahresergebnisse meist etwas besser, doch geben schon die
Halbjahresergebnisse den Trend für das ganze Jahr vor.
In den Neuen Bundesländern hat sich die Geschäftslage des Verarbeitenden Gewerbes bei erhöhtem Auftragseingang und gesteigerter Produktion für das Jahr 1997 recht gut entwickelt. Insgesamt ist immer noch eine aufwärtsgerichtete Grundtendenz der Ausrüstungsinvestitionen erkennbar. Der Grund dafür liegt in den zunächst günstigen monetären Rahmenbedingungen sowie in dem Nachfrageschub aus dem Ausland (Vgl. Exporte). Selbst bei geringfügigem Anstieg des Zinsniveaus bleibt der Zins niedrig (vgl. Zins) und die Absatzperspektiven hellen sich spürbar auf. Dadurch hat sich die Investitionstätigkeit leicht beschleunigt. Im Vergleich zu früheren Aufschwungphasen ist das Tempo allerdings verhalten (DIW Wochenbericht 04.11.1997). Nach dem jüngsten Investitionstest des ifo-Instituts für Ostdeutschland sollen 1997 lediglich 4% weniger investiert worden sein (Südd. Zeitung 19.12.97). Durch die gestiegene Kapazitätsauslastung und der gewachsenen Zuversicht in wichtigen Bereichen des Unternehmenssektors hat sich die Investitionsneigung deutlich gefestigt.
Staatlicherseits wurden 1997 die Grundlagen für 286.000 Lehrstellen geschaffen. Damit wurde das Ziel von 250.000 Lehrstellen gut erfüllt. Für 1998 wird ein weiterer Anstieg des Lehrstellenangebotes auf 300.000 erwartet (Prognose DIHT). Zum 31.12.1997 entfällt die Gewerbekapitalsteuer. Diese wurde in den Neuen Bundesländern bis zum 31.12.1996 ausgesetzt und anschließend teilweise erhoben. Durch den Wegfall dieser Steuer wird die ohnehin dünne Eigenkapitalausstattung der ostdeutschen Betriebe geschont, die ansonsten auch auf geliehenes Geld diese Steuer entrichten mußten. Andererseits werden den Unternehmen dafür allerdings einige Steuervergünstigungen gestrichen. Die Kommunen erhalten zum Ausgleich 2,2% an der Umsatzsteuer, was besonders den Neuen Bundesländern zugute kommt. Ebenfalls zum 31.12.1997 wurde das Postministerium aufgelöst. Im Gegenzug dazu entsteht eine neue "Regulierungsbehörde", die z.B. der Post das Briefmonopol für bestimmte Briefe gibt und der Telekom die Durchleitungspreise für andere Anbieter genehmigt. Das die einnahmeschwachen Ostkommunen zuviel Personal beschäftigen, zeigt sich in den Personalausgaben, die trotz eines Lohnniveaus von 84% mit einem Betrag von 3.028 DM/Einwohner fast Westniveau (3.111DM) erreicht haben. Die hier freiwerdenden Mittel könnten zu einem notwendigen Anstieg der ohnehin von 10% auf ca.4% stark gesunkenen Investitionsausgaben (vgl. auch Bauwirtschaft) führen (IWH Pohl Südd. Zeitung 15.12.97).
Die Umsätze ostdeutscher Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit dem Ausland haben ab dem zweiten Halbjahr 1997 einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht. Lag der Export-Zuwachs zum jeweiligen Vorjahresmonat im Mai noch bei 22,5%, war er im September saison- und preisbereinigt um 50,6% gestiegen und lag im Oktober mit einem Plus von 42,7% bei rund 2 Mrd. DM (Stat. Bundesamt, Pressemitteilungen). 15,3% des gesamten Umsatzes der Neuen Bundesländer wurden im Oktober im Ausland erzielt (nach 14% im letzten Quartal). Der größte Teil der Aufträge kam aus den westlichen Industriestaaten, ein Viertel jedoch auch aus Mittel- und Osteuropa. Der geringe Anteil Ostdeutschlands am Export-Volumen der ganzen Bundesrepublik von 7,5 % resultiert daraus, daß hier im größeren Maße die kaum exportierbaren Güter von Dienstleistungs- und Baubetrieben produziert werden. Dennoch profitiert das Verarbeitende Gewerbe zunehmend stark am hauptsächlich vom Außenhandel getragenen konjunkturellen Aufschwung in Deutschland (vgl. auch Lohn).
Die Bauwirtschaft
Anschließend an das
sommerliche Hoch 1997 für das ostdeutsche Baugewerbe, hat sich
laut Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) die Lage
weiter verschlechtert. Gemäß einer Befragung von 300
Baubetrieben wurde eine weit schlechtere Stimmung als im Jahr
1996 festgestellt (Volksstimme
3.12.97). Für 1997 erklärte
der Präsident des Baugewerbeverbandes Sachsen-Anhalt, Lothar
Baule, daß die Bauhandwerksbetriebe durch die nachlassende
Baukonjunktur, die abnehmenden Baumaßnahmen,
Verdrängungswettbewerb und Billiglohnkonkurrenz vor immer
erheblichere Erschwernisse gestellt werden. So mußten im
vergangenen Jahr bereits 356 Bauunternehmen Gesamtvollstreckung
anmelden. Weiterhin erklärte der Präsident, daß die
Geschäftslage und Nachfrage nach Bauleistungen von den
Handwerksbetrieben einzig im privaten Wohnungsbau als
zufriedenstellend beurteilt werden (Volksstimme 7.11.97). Die Bauinvestitionen in Ostdeutschland sind,
gemäß Hauptverband der Deutschen Bauindustrie, in den ersten
neun Monaten des Jahres 97 um 2,5% zurückgegangen. Im
Wirtschaftsbau seien die Investitionen sogar um 7,2% gefallen (Handelsblatt 16.12.97). Der Wohnungsbau hingegen brach mit fast
40% mehr fertiggestellten Wohnungen alle Rekorde (Südd. Zeitung 2.1.98). Die Infrastruktur-Investitionen sanken
von 24,8 Mrd. (Telecom und Verkehr) im Jahre 1992 auf 12,3 Mrd.
DM im Jahre 1996 (BMWi, Die
Lage ... 11/97). Viele
Bauunternehmungen empört das "Gesetz zur Fortsetzung der
Unternehmenssteuerreform", welches rückwirkend zum 1.
Januar 1997 in Kraft gesetzt wurde. Es untersagt der Bauindustrie
die Rückstellung drohender Verluste aus laufenden Geschäften.
Da sich nun derartige Verluste nicht mehr steuermindernd
auswirken, kommt es zur Versteuerung von Scheingewinnen, wodurch
die Unternehmungen in ihrer Existenz gefährdet sind (Volksstimme 25.11.97). Darüber hinaus verzeichnet der Verband der
Vereine Creditreform als einen der wichtigsten Ursachen für den
Untergang vieler Baubetriebe die überaus schlechte Zahlungsmoral
der Öffentlichen Hand. "Bund, Länder und Gemeinden sind
traditionell die schlechteren Schuldner", denn es dauert oft
doppelt solange wie beim privaten Wohnungsbau und der Industrie,
bis Baufirmen ihr Geld entgegennehmen können (Altmark-Zeitung 3.12.97).
Angebotsseitige
Faktoren
Viel Ruhe herrschte weiterhin
bei den deutschen Zinsen im letzten Quartal. Diskont- und
Lombardsatz blieben weiterhin unverändert (2,50% bzw. 4,50 %).
Einzig beim Wertpapierpensionssatz, der sich seit über einem
Jahr auf dem historischen Tiefststand von 3,00 % befand, erhöhte
die Deutsche Bundesbank den Wert Mitte Oktober auf 3,30 %. Als
Grund hierfür wurde Abschwächung des Geldmengenwachstums im
Hinblick auf einen Abbau des Inflationspotentials im Vorfeld der
Europäischen Währungsunion genannt, was damit auch gut gelang
(Jahresrate Oktober 5,10 %;September 5,20 %; August 5,80 %).
Infolge dessen zogen die Geldmarktsätze unmittelbar nach, so
daß z. B. das Tagesgeld seitdem recht stabil auf 3,40 % notiert
wird. Da sich aber auch die Zinsen für kurzfristige Bankkredite
nach der Anhebung des Wertpapierpensionssatzes praktisch nicht
veränderten, bleiben die monetären Bedingungen für einen
Konjunkturaufschwung weiterhin günstig. Bei den deutschen
Rentenwerten hat sich der sehr leichte Zinsanstieg der kurzen
Laufzeiten weiterhin fortgesetzt, wobei die Rendite der langen
Laufzeiten aufgrund internationaler Einflüsse und Umschichtungen
von Aktien in Rentenwerte gesunken sind. Die Umlaufrendite der
inländischen Rentenwerte, die bis Mitte Oktober auf 5,25 %
gestiegen war, ging aufgrund dieser Entwicklung auf gut 5,00 %
zurück.
Die Lohnstückkosten sind in den letzten zwei Jahren um 3,5 % gesunken. Dadurch ergab sich ein Boom im Exportgeschäft. In Ostdeutschland hinkt die Produktivität der Lohnentwicklung weiter hinterher. Deshalb sollten die Löhne "wenigstens stillhalten", damit die Produktivitätsseite angehoben werde. Erhöhungen um zwei Prozent wären unproblematisch, da die Reallöhne dann konstant blieben (Volksstimme v. 05.01.98). Laut einer Umfrage sind aber nur 23% der ostdeutschen Arbeitnehmer bereit, sich bei der Lohnentwicklung lediglich mit dem Ausgleich der Inflationsrate zufrieden zu geben. Eine Angleichung der ostdeutschen Tarifverträge an das Westniveau hält der zweite Vorsitzende der IG Metall, Walter Riester, für äußerst schwierig, da den meisten Arbeitnehmern Beschäftigungssicherung wichtiger sei als eine materielle Wohlstandsangleichung. Gründe für den Produktivitätsrückstand gegenüber Westdeutschland liegen auch in der Unternehmenslandschaft, die durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt ist (lt. Untersuchung d. IWH). Für einen Großteil der Unternehmen in Deutschland sind die hohen Lohnkosten einer der Hauptgründe für die derzeitige negative Situation, weshalb auch immer mehr Firmen ihre Standorte ins Ausland verlegen. Der Staat beansprucht wegen permanenter Finanznot einen immer größeren Teil der Verdienste für sich, die Last der Abgaben steigt unaufhörlich. Berücksichtigt man noch den Preisanstieg, so bleibt von der Lohnerhöhung nichts übrig (Altmark-Zeitung v. 18.12.97). Die gesamtwirtschaftliche Produktivität soll im ersten Halbjahr 1997 um 4,1 und im zweiten um 5,1% gestiegen sein und somit die westdeutschen Steigerungsraten um 1,6 bzw. 0,8%-Punkte übertroffen haben (BMWi; Die wirtschaftliche Lage der BRD 11/97).
Herausgeber:
Mitarbeiter des Konjunkturteam "Altmark":
Bradler, F. (Zins); Braunsdorf, K. (Löhne); Brückmann, B. (Inflation); Bredl, G. (Export)
Helmecke, K. (Investitionen); König, A.(Konsum); Schulze, M. (Staat)
Patzig, W. (Arbeitslosigkeit); Patzig, W.(Wachstum); Schrader,A. (Bauwirtschaft)
V.i.S.d.P.:
Prof. Dr. Wolfgang Patzig
Fachhochschule Magdeburg / Stendal; Fachhochschule Altmark i.G.,
Am Dom 13, 39576 Stendal
Tel.: 03931 / 794704; Fax: 03931 / 794700
eMail: Wolfgang.Patzig@stendal.hs-magdeburg.de